Space Creator Day 2022 – Meet-up der Raumfahrt-Social Media Stars
Published on Mi, 26.10.2022 – 22:27 CEST in Events, covering #teamSPACEDer 1. Space Creator Day fand am 23. Oktober 2022 im Technikmuseum Speyer statt
Rund 250 Fans und Creator nahmen am größten Event seiner Art im deutschsprachigen Raum teil
Erkenntnis: Raumfahrt ist ein verbindendes, stark positiv besetztes Thema, das weiter gefördert werden soll
Auch 2023 könnte es einen SCD geben
Am 23. Oktober 2022 fand im Technikmuseum Speyer der 1. Space Creator Day statt. Obwohl das Event nur innerhalb der Raumfahrt-Community beworben wurde, waren die Tickets bereits innerhalb weniger Tage ausverkauft. Wer jedoch eine der nur 250 Karten sein eigen nennen konnte, durfte sich auf einen Tag der Superlative freuen. Denn beim bisher größten Meet-up seiner Art traf sich das Who’s who der Raumfahrt-YouTuber, -Podcaster, -Writer und -Community-Manager mit seinen Fans.
Space Creator Day 2022 – Meet-up des Who’s who der Raumfahrt-Community
Dass der Space Creator Day (SCD) einen Nerv getroffen hatte, zeichnete sich bereits während der Planung ab. Zahlreiche international erfolgreiche Space-Creator sagten ihre Teilnahme zu – noch bevor Termin und Veranstaltungsort feststanden. Zum Meet-up angekündigt hatten sich die YouTuber Astro-Tim, Harzner, Mars Chroniken, Orbital Plausch, Senkrechtstarter, VideoSpaceNews, What about it!? und WAI+. Auf die heimlichen Stars Mondgeflüster und Spacex 3D Creation Eccentric mussten sowohl Publikum als auch Space Creator leider aufgrund einer Terminkollision verzichten. Auch Yggis Kosmos fehlte, der seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste.
Voll war es dennoch: Aus dem Bereich Podcast war Elontime vor Ort; Vertreter von Everyday Astronaut sowie NASASpaceflight gewährten einen Blick hinter die Kulissen. Apropos: Auch diejenigen, die normalerweise als Administrator:innen, Moderator:innen, Cutter:innen usw. eher im Verborgenen bleiben, waren dabei. Als Moderator durch den Tag führte Michael Weißflog von Astrodrom. Mit Vertreter:innen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR, Isar Aerospace und der Rocket Factory Augsburg waren auch die Agentur- und Unternehmensseiten präsent. Beste Voraussetzungen also für einen erlebnisreichen Tag und viele interessante Gespräche.
Während der zwanglose Austausch zwischen Fans und Content Creator selbstredend im Vordergrund stand, gab es auch ein offizielles Programm. So hatten alle – unabhängig der Größe ihres Kanals – die Gelegenheit, sich in einem lockeren Talk einem breiten Publikum vorzustellen. Der Grundtenor: Raumfahrt verbindet Menschen über alle denkbaren Grenzen hinweg und erlaubt den Blick in eine positive Zukunft. Doch bei aller Euphorie müsse auch immer Platz für konstruktive Kritik bleiben – wo sie angebracht und gerechtfertigt ist.
Session 1 – Talk mit Moritz (Senkrechtstarter) und Sirwan (Mars Chroniken)
In der ersten Session des Tages standen Moritz und Sirwan Rede und Antwort. Beide gabe spannende Einblicke in das Leben einen Vollzeit-YouTubers, zu dem weit mehr gehört, als „nur“ vor einer Kamera zu sitzen. Vielmehr ist es harte Arbeit, die sich bestenfalls auf mehrere Schultern verteilt. Doch so oder so steht vor jeder Folge die Frage, welches Thema aufgegriffen und in einer Episode ausgearbeitet werden soll. Dem folgt ein Workflow, der bei den meisten YouTubern ähnlich ist.
Nachdem die Recherche abgeschlossen ist, wird daraus ein Script geschrieben. „Für ein 20-minütiges News-Video sind das circa 15 DIN A4-Seiten,“ ordnet Moritz den Umfang ein. Für ein Video, das dem Publikum technisch komplexe Sachverhalte näherbringen soll, kann es auch schon mal mehr sein. Dann ist auch der Zeitumfang von einem Tag nicht mehr zu halten, der im Normalfall für diese Vorbereitung investiert werden muss. Anschließend werden die Takes eingesprochen, im Schnitt bei Bedarf um Animationen und weiteres Bildmaterial ergänzt und zu einem Video zusammengefügt. Und erst nachdem dieses eine interne Qualitätsprüfung bestanden hat, wird es veröffentlicht.
Raumfahrt ist ein optimistisches Thema und funktioniert nur, wenn sich Menschen entscheiden, zusammenzuarbeiten. Auch wenn es in der aktuellen Zeit schwer fällt, sich eine positive Zukunft vorzustellen: Raumfahrt ist und bleibt eine Menschheitsleistung und wir tun gut daran, optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Moritz, Senkrechtstarter
Raumfahrt verbindet und zeigt, dass wir nicht Österreicher, Deutsche oder Amerikaner sind, sondern Menschen, die von der Erde kommen. Wir sind eine Spezies eines Planeten. Als diese sollten wir auch zusammenhalten und uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Sirwan, Mars Chroniken
“Thumbnail: Bämm Bämm!”
Dass sich beide diese Mühe machen, hat viele Gründe. Neben der Qualität ist ein weiterer der dramturgische Spannungsbogen, wie Sirwan betont. Denn der Unterschied zwischen einem Video und einem guten Video ist das Gefühl, das es hinterlässt. Bestenfalls führt es dazu, dass sich das Publikum direkt im Anschluss das nächste ansieht. Davon auszugehen, dass das beinahe automatisch passiert, wäre jedoch naiv. Denn Qualität setzt sich bei YouTube nicht automatisch durch.
Qualität als Antwort auf Clickbaiting
Vielmehr belohnt der Algorithmus Clickbaiting, das jedoch verpönt ist. Denn diese oftmals reißerischen Überschriften oder übertriebenen Darstellungen schaffen zwar das Gefühl, eine Wissenslücke zu haben, die gefüllt werden muss. Zahlreiche Medienschaffende bedienen sich jedoch dieser Methode, um lediglich Zugriffszahlen und Werbeeinnahmen zu steigern. Der von User erwartete Wissenszuwachs jedoch wird nicht geliefert. Einen Ausweg aus diesem Algorithmus-Dilemma sehen Moritz und Sirwan – so wie übrigens alle anderen Space-Creator auch – nur darin, qualitativ hochwertigem Content zu erstellen. Nur so lassen sich die Erwartungen auch erfüllen. Moritz hat seinen Anspruch an ein Video auf seiner Vorlage dementsprechend formuliert: “Thumbnail: Bämm Bämm!”
Session 2 – Talk mit Thorsten (Orbital Plausch) und Harzner
Nach einer kurzen Pause folgte die zweite Session des Tages. Während im Hintergrund noch fleißig Autogrammkarten signiert wurden, standen Thorsten (Orbital Plausch) und Harzner links und rechts des Tisches in der Raumfahrthalle. Auch sie gaben einen Einblick in ihr Schaffen als YouTuber, was für das Publikum nicht weniger interessant war. Denn im Unterschied zu ihren Vorrednern setzt das Duo konsequent auf Livestreams, womit sich auch ein anderer Workflow ergibt.
Eine weitere Besonderheit: Die gemeinsamen Talks finden immer mittwochs im wöchentlichen Wechsel auf einem der beiden Kanäle statt. Angst, dass ihnen auf Dauer die Themen ausgehen, haben sie allerdings nicht. Dafür ist, wie Thorsten betont, die Bandbreite der Raumfahrt viel zu groß. Harzner ergänzt, dass sich bei ihm bereits das eine oder andere Mal die Sorge eingeschlichen hat, bereits über alles gesprochen zu haben. Doch bisher habe sich dann immer wieder ein neues, spannendes Thema gefunden. So ging es in den Talks unter anderem bereits um die Besonderheiten von Kleidung für Astronaut:innen, die Auswirkungen von Strahlung auf den menschlichen Körper oder auch Space Robots.
Die europäische Raumfahrt scheint an einem Wendepunkt zu sein und durchzustarten. Insofern erwarte ich mir davon in den nächsten zehn Jahren viel Spannendes.
Thorsten, Orbital Plausch
In der Raumfahrt passiert aktuell so viel, dass man sich nur innerlich zu entspannen braucht, um ein spannendes Thema zu finden.
Harzner
Zwar sind beide feste Größen in der Space-Community, sie betreiben ihre Kanäle aber nicht hauptberuflich. Damit ist YouTube für sie in erster Linie ein spaßiges Hobby mit einer riesigen Lernkurve. Wie Harzner anmerkt, lassen viele der damit verbundenen Erfahrungen auch auf das Berufsleben übertragen und können im Job hilfreich sein. Vor allem dann, wenn es um eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, um Präsentation-Skills oder auch Schlagfertigkeit geht.
Session 3 – Talk mit Felix (What about it!?) und Jonathan (WAI+)
Mit Felix (What about it!?) und Jonathan (WAI+) standen in der dritten Session zwei weitere Headliner auf der Bühne. Zwar ist What about it!? längst eine Institution in der Space-Community, doch dass er vor Ort im Technikmuseum Speyer war, ist aus logistischer Sicht keine Selbstverständlichkeit. Denn der mit über 254.000 Abonnenten größte Space-YouTuber mit deutschen Wurzeln verlagerte erst im April 2022 seinen Lebensmittelpunkt an die Space Coast nach Florida, USA. Für seine Teilnahme am Space Creator Day reiste Felix jedoch extra aus den Vereinigten Staaten an. Gemeinsam mit Jonathan, Editor bei WAI+, gab er spannende Einblicke in die Geschichte von What about it!?, das Leben als YouTuber in den USA und kommende Projekte.
Auch in der Raumfahrt gilt: »Was ist das Wunder ohne den, der es bewundert?« Ich bin immer noch begeistert davon, dass ihr alle den Kanal so liebt und es ist neben meiner Frau und den Kindern das Beste, was mir je passiert ist.
Felix, What about it!?
Ich würde nur zum Mars fliegen, wenn ich auch wieder zur Erde zurückkehren könnte. Und ich hoffe, dass wir so auf sie achten, dass One-Way-Tickets nicht die einzige Option sind.
Jonathan, WAI+
Wie Felix auf Nachfrage aus dem Publikum erklärt, ist es dem Umzug in die USA geschuldet, dass er seit geraumer Zeit Raketenstarts nicht mehr live streamt. Das heißt aber nicht, dass er zwischenzeitlich das Interesse daran verloren habe – im Gegenteil. Denn durch seinen Wohnort bietet sich ihm die Gelegenheit, die Starts persönlich zu verfolgen. Sie mit eigener Technik vom Ort des Geschehens zu übertragen und dabei den eigenen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, sei derzeit nicht möglich. Denn dafür brauche es Equipment, dessen Anschaffung und Betrieb das derzeitige Budget überschreiten.
Raumfahrt Content ohne Worte: WAI+
Anders sieht es hingegen in Boca Chica aus. Im Süden Texas’ beschäftigt Felix einen Mitarbeiter, der sein mittlerweile über 30-köpfiges, international besetztes Team kontinuierlich mit Bildern von der Starbase versorgt. So entstehen Woche für Woche mehrere Gigabyte an Daten, die SpaceX’ Fortschritt bei der Entwicklung des Starships dokumentieren. Doch nicht immer fand das exklusive Bildmaterial den Weg in die regulären Episoden und es stellte sich die Frage, wie man es der Community dennoch zugänglich machen könnte. Die Idee: Ein gesonderter Kanal, der mit seinem “No Comment”-Konzept eine sinnvolle Ergänzung zum Hauptkanal bildet.
Für das Editing von WAI+ zeichnet unter anderem Jonathan verantwortlich. Zur Raumfahrt fand er über die SpaceX Demonstration Mission 2 (SpX-DM2), den ersten astronautischen Flug von SpaceX am 30. Mai 2020. Damals flogen die beiden US-amerikanischen Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken an Bord des Raumschiffs Crew Dragon (C206, Endeavour) zur Internationalen Raumstation ISS. Dieses von NASA und SpaceX als “Launch America” vermarktete Event weckte auch Jonathans Interesse. Von da an war der Weg zu “What about it!?” nicht weit und als Felix einen öffentlichen Aufruf startete, dass er eine:n Editor:in suchte, bewarb er sich kurzerhand.
Gedreht in Amerika, geschnitten in Deutschland.
Pro Episode kann er auf 80 bis 100 Gigabyte exklusiver, neuer Videodaten zurückgreifen, die jedoch erstmal überspielt werden müssen. Schon allein das kann – je nach Qualität der Internetverbindung – bis zu einem halben Tag dauern. Danach werden die Daten gesichtet, in die entsprechende Reihenfolge gebracht und mit erklärenden Einblendungen versehen. Nachdem das Team nach einer internen Qualitätskontrolle sein Go gibt, ist eine neue Episode bereit zur Veröffentlichung. Dass die Community auch das Konzept eines “No Comment”-Kanals honoriert, zeigt sich auch an den mittlerweile rund 11.000 Abonnenten, die WAI+ innerhalb eines Jahres gewinnen konnte.
Session 4 – Talk mit Silas und Albrecht (Elontime)
Nach einer kurzen Mittagspause gaben die beiden Podcaster Silas und Albrecht von Elontime Einblicke in ihr Schaffen als Space Creator. Mit ihrem Format fallen sie angesichts der vielen YouTuber beim Space Creator Day zwar etwas aus dem Rahmen, sind jedoch ebenfalls fester Bestandteil des deutschsprachigen #teamspace. Mehr als 100 Episoden haben sie bislang produziert und sich dabei unterschiedlichsten Themen gewidmet. “Zu finden sind sie überall dort, wo es Podcasts gibt,” wirbt Silas.
Wie Albrecht erklärt, hat alles damit angefangen, dass Silas Anfang 2020 nach einem Partner für seinen Podcast gesucht hat. Die Idee – und damit auch namensgebend – ist es, die Zeit, in der Elon Musk lebt und wirkt, aufzubereiten. Damit ist Elontime kein reiner Elon-Musk-Fan-Podcast, sondern liefert vielmehr allwöchentlich Einblicke in die aktuellen technischen Entwicklungen unserer Zeit. Während Silas mit seinem naturwissenschaftlichen Hintergrund die technischen Seiten beleuchtet, betrachtet Albrecht dies aus der gesellschaftlichen Perspektive. In Summe werden daraus unterhaltsame Gespräche, die Woche für Woche mehr Zuhörer:innen anziehen. Was man dabei nicht hört, ist die Tatsache, dass sich bei der Aufnahme beide an unterschiedlichen Orten befinden.
Wir leben in einer Zeit der Gegenwart gewordenen Zukunftsvisionen.
Silas, Elontime
Auch, wenn man gehypt von Raumfahrt ist: Man muss immer wieder mal auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Denn es kann immer mal etwas schief gehen.
Albrecht, Elontime
Während Silas im Ruhrgebiet Zuhause ist, lebt Albrecht nur einen Katzensprung entfernt von Teslas erster europäischer Produktionsstätte, der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in Grünheide (Brandenburg). Die räumliche Distanz stellt jedoch keinen Nachteil in der Produktion der Episoden dar, wie beide betonen. Mittlerweile ist das Team sogar so gut eingespielt, dass sie die Aufzeichnung der Podcasts auch per Video dokumentieren und auf YouTube veröffentlichen. Pläne, Vollzeit als Podcaster zu arbeiten, haben beide nicht. Zumal es ihren Aussagen zufolge schwierig – wenn auch nicht unmöglich – ist, ein solches Format zu monetarisieren. Über Unterstützung freuen sich beide dennoch. Möglichkeiten dazu zeigen sie auf der Elontime-Website auf.
Session 5 – Talk mit Florian (Everyday Astronaut) und Adrian (NASASpaceflight)
Sowohl Everyday Astronaut (EDA) als auch NASASpaceflight (NSF) haben ihre Wurzeln im englischsprachigen Raum. Wie international die Raumfahrt-Community jedoch aufgestellt ist, repräsentierten Florian (EDA) und Adrian (NSF). In der fünften Session des Space Creator Day 2022 gaben sie einen spannenden Einblick hinter die Kulissen der YouTube-Kanäle. Als Team-Manager und Content-Creator (Florian) sowie Autor und Cam-Operator (Adrian) sind sie maßgeblich verantwortlich dafür, dass sich die Gesichter der Kanäle auf ihre Arbeit konzentrieren können.
Ich wünsche mir für die europäische Raumfahrt in erster Linie Erfolg. Damit sie zeigen können: Wir können das, wir machen das, wir schaffen das. Weil es Kunden gibt, die das nutzen und Raumfahrt nicht nur in den USA oder China stattfindet, sondern auch hier bei uns.
Florian, Everyday Astronaut
Mehr Starts in und aus Europa heraus wären sehr wünschenswert. Denn wir brauchen hier definitiv mehr Begeisterung für Raumfahrt.
Adrian, NASASpaceflight
“Ich lebe irgendwo mitten im Atlantik”
Beide eint, dass sie keinen festen Rhythmus im Arbeitsalltag haben, sondern jeder Tag auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Auf die Frage, wie man sich einen Tag als Team-Manager für Tim Dodd (EDA) vorstellen kann, antwortet Florian: “Ich lebe eigentlich irgendwo mitten im Atlantik: Ich stehe später auf als der durchschnittliche Österreicher, aber früher als ein durchschnittlicher Amerikaner. Dafür gehe ich dann auch später – beziehungsweise früher – ins Bett.” Währenddessen sorgt er dafür, dass Meetings pünktlich stattfinden, alle Mitarbeitenden am Ende des Monats ihre Gehaltsschecks bekommen und Artikel zu anstehenden Raketenstarts auf der Website stehen.
Letzteres war, wie er zum Besten gibt, auch sein Weg in das EDA-Team. Tim Dodd kannte er bereits von dessen Europatour, auf der er ihn zeitweilig begleitete. Als er dann feststellte, dass es zu einen Start noch keinen entsprechenden Artikel gibt, tippte er ihn kurzerhand selbst und schickte ihn in die USA. Seine Arbeit war so überzeugend, dass er nun hauptverantwortlich für den Content auf der Website ist.
Berichterstattung aus China, Bilder aus Texas
Eine ähnliche Geschichte wusste auch Adrian von NASASpaceflight zu erzählen. Auch er hat sich mit einem eigens verfassten Artikel beworben und so als Autor ins NSF-Team gekommen. Als dieser ist er nun verantwortlich dafür, dass immer wieder neuer Content auf der Website erscheint. Er fokussiert sich dabei jedoch auf die chinesische Raumfahrt, die in punkto seriöser Berichterstattung einige Herausforderungen liefert. Vor allem die in China allgegenwärtig geringe Transparenz macht es nicht einfach, auf aktuellem Stand zu bleiben. Letzendes sei diese Arbeit aber ein willkommener Kontrast zu seiner zweiten Aufgabe, die er für NASASpaceflight übernimmt. Denn als Cam-Operator steuert er von Deutschland aus die Kameras, die im texanischen Boca Chica die Entwicklungen von SpaceX’ Starbase dokumentieren.
Session 6 – Talk mit Christian (VideoSpaceNews) und Michael (Astrodrom)
In der vorletzten Session des SCD übernahm Thorsten (Orbital Plausch) die Rolle des Moderators. Dieser Wechsel war nötig, da neben Christian (VideoSpaceNews) auch Michael (Astrodrom) als Gast eines Talks geplant war. Auch er berichtete über sein Schaffen als Content Creator, das sich neben YouTube auch auf das Betreiben dieser Website konzentriert. Aufgrund der Vielzahl der aktuellen Entwicklungen ist es eine besondere Herausforderung, entsprechende Artikel zu verfassen. Denn wie Videos auch müssen diese recherchiert, Quellen verifiziert und letztlich geschrieben werden. Im Publikum kam die Frage auch, ob sich die News direkt als Script für ein Video nutzen lassen. Dies ist leider nicht so, da Schreib- und Moderationsstil nicht ausreichend deckungsgleich sind. Das hat zur Folge, dass es immer wieder Zeiträume gibt, in denen Veröffentlichungen verzögert erfolgen.
Im deutschen NewSpace gibt es aktuell eine Dynamik, die ich in dieser Form noch nirgends gesehen habe. Wohin ich auch schaue sehe ich Unternehmen, die mit Hochdruck an neuen Produkten und Services arbeiten. Und um das sichtbar und erlebbar zu machen, habe ich Astrodrom ins Leben gerufen.
Michael, Astrodrom
Man sollte nie darauf vertrauen, dass die Leute auf einen warten. Aber eine starke Fanbase hilft dabei, sich auch nach einer längeren Pause immer wieder neu zu motivieren.
Christian, VideoSpaceNews
Diesen Umstand kennt auch Christian von VideoSpaceNews. Wie er in seinem Talk erklärte, arbeitet er in Staffeln. Doch was im linearen Fernsehen gang und gäbe ist, wird vom YouTube-Algorithmus abgestraft. Denn unter den damit verbundenen Pausen leidet die Sichtbarkeit des Kanals und die neuer Videos enorm. Die Konsequenz: Die Performance neuer Episoden liegt oftmals weit hinter den Erwartungen, was sich nicht selten auf die Motivation auswirkt. Denn gerade in den ersten Episoden einer neuen Staffel steckt besonders viel Arbeit und Herzblut. Allerdings habe er, betont Christian, eine treue, zuverlässige und starke Fanbase, die ihn immer wieder motiviert.
Apropos: Ein Herzensprojekt von Christian war das Astronomische Quartett. Er ist Mitbegründer dieses Livestream-Talkformates, das mittlerweile um Space Creator erweitert und in Folge dessen in Astronomische Einheit umbenannt wurde.
Session 7 – Talk mit Tim (Astro-Tim) und Moritz (Senkrechtstarter)
Zur letzten Session des Space Creator Days waren Tim (Astro-Tim) und Andreas (Yggis Kosmos) angekündigt. Leider musste Andreas aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Den freien Platz nahm kurzerhand Moritz (Senkrechtstarter) ein. Gemeinsam erreichen die beiden deutschsprachigen YouTuber über 150.000 Menschen (kummuliert). Zwar kann man die Anzahl der Abonnenten aufgrund von Schnittmengen nicht einfach addieren. Doch wie sich im Laufe des Talks herausstellte, gibt es doch deutliche Unterschiede, was die Audience angeht.
119.000 + 43.000 ≠ 162.000
Das mag zu einem gewissen Teil daran liegen, dass sich der studierte Jurist – übrigens mit Schwerpunkt Weltraumrecht – vorwiegend astronomischen Themen widmet. Als ehemaliger Schiffbau-Ingenieuer liegt der Fokus bei Moritz hingegen auf technischen Aspekten. Damit scheint das von Tim nutzbare Themenspektrum per se größer zu sein. Doch auch Moritz stellt fest, dass in der Raumfahrt immer wieder neue Aspekte auftauchen, die thematisiert werden. Einig sind sich beide darin, dass es vor allem in Bezug auf ein internationales Weltraumrecht noch viel zu berichten geben wird.
Wir schaffen jeden Tag Durchbrüche in der Wissenschaft und die Welt ist eigentlich gar nicht so schlecht, wie man immer denkt. Viele dieser positiven News finden ihren Weg aber nicht in die ‘normalen’ Nachrichten, weswegen der Ottonormalmensch oftmals sehr pessimistisch gestimmt ist. Ich finde es total schön, dass ich dazu beitragen kann zu zeigen, dass es nicht so ist.
Tim, Astro-Tim
In den nächsten Jahren werden in der Raumfahrt so viele spannende Dinge passieren, dass sich auch der deutsche Pessimismus nicht mehr lange dagegen wehren kann.
Moritz, Senkrechtstarter
Tim schlägt hier die Brücke zur Raumfahrt im Allgemeinen und zum NewSpace – sprich der Kommerzialisierung der Raumfahrt – im Speziellen. Denn mit der Besiedlung fremder Himmelskörper stellen sich viele neue Fragen, die in den letzten 40 Jahren vernachlässigt werden konnten. Unter anderem, ob bei der Besiedlung des Mars durch SpaceX das Unternehmen zu einem eigenen Staat avancieren könnte.
Solcherlei Themen sind natürlich schwere Kost, die schnell Ressentiments schüren. Vor allem im deutschen Sprachraum sei dies der Fall, stellen Tim und Moritz übereinstimmend fest. Ein Punkt, gegen den sie beide auf ihre Weise angehen wollen. „Ich würde gern noch miterleben, dass der deutsche Sprachraum denkt, Raumfahrt ist geil und nicht auf jeder Podiumsdiskussion die Frage gestellt wird, warum man Raumfahrt überhaupt braucht,“ verdeutlicht Moritz. Tim ergänzt: „In der Raumfahrt und Astronomie passiert verdammt viel – aber vieles davon schafft es nicht in die Mainstream-Berichterstattung. Ich möchte dazu beitragen, das sich das ändert.“
Astro-Tim schickt mit eigenem Startup Spaceping Botschaften ins All
Dafür schreibt der Kölner nicht nur Bücher oder bringt Schulklassen im Planetarium Köln die Wunder des Weltalls nahe. Vielmehr geht er mit gutem Beispiel voran und gründete gemeinsam mit Geschäftspartnern das Startup Spaceping. Die Idee des noch in der Planungsphase steckenden Vorhabens ist es, Botschaften von einer Million Menschen in die Tiefen des Alls zu schicken. Dafür will das Team eine Raumsonde bauen, die unser Sonnensystem verlassen soll. In dem Wissen, dass eine individuelle Botschaft das eigene Dasein um viele, viele Jahre überdauern wird, soll die Auseinandersetzung mit sich selbst gefördert werden. Im Zentrum steht die Frage, welche Seite von uns überdauern soll. Auf dem SCD waren sich alle einig, dass es eine positive sein sollte.
Wird es einen Space Creator Day 2023 geben?
Eine der drängendsten Fragen zum Ende des Events war die nach einer Fortsetzung. Doch obwohl das erste Meet-up ein voller Erfolg war, konnten die Organisatoren noch keine konkrete Zusage machen. Es wurde jedoch versprochen, dass sich das Organisationsteam um Christian Schiffer (schiffer-soft), Simon Baumann (wearspace) und Silas Borowy (Elontime) bei der Nachbesprechung damit befassen wird. Sowohl von Seiten der Space Creator als auch der Community spricht aber derzeit Vieles dafür, dass es auch 2023 einen Space Creator Day geben wird.
Space Creator Day im Livestream
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