NASA / Hubble

Spaceping will interstellare Sonde ins All schicken

Diese Space News wurde veröffentlicht am So, 20.11.2022 – 08:05 CET und berichtet über Spaceping

Der Kölner Tim Ruster ist Buchautor, Stimme des Planetariums Köln und Influencer. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner hat er nun das NewSpace-Startup Spaceping gegründet. Dessen Ziel ist es, mit einer eigens entwickelten Sonde 1 Million Botschaften in den Interstellaren Raum zu schicken. Wir trafen ihn auf der Space Tech Expo Europe in Bremen und sprachen mit ihm über sein Vorhaben.

Die ganze Geschichte

Auf dem Space Creator Day 2022 im Technikmuseum Speyer gab es die offizielle Ankündigung, bereits auf der Space Tech Expo Europe war Spaceping mit einem eigenen Stand vertreten. Dass sich das Kölner Startup auf der Zulieferermesse der Raumfahrtindustrie präsentierte, ist kein Zufall. Denn bis zum Start einer interstellaren Sonde sind noch einige Hürden zu nehmen. Welche, erklärt Tim Ruster im Interview.


Astrodrom

Tim, man kennt dich vor allem als erfolgreichen YouTuber und TikToker, dennoch hast du jetzt ein NewSpace-Startup gegründet. Was hat es mit Spaceping auf sich?

Tim Ruster

Wir wollen eine Raumsonde bauen, die das Sonnensystem verlässt und zu einem nahegelegenen Sternensystem fliegt. Der Clou ist, dass diese Raumsonde die Nachrichten von 1 Million Menschen an Bord haben wird. Das kann man zumindest in Teilen mit den beiden Voyager-Sonden der NASA vergleichen, die unser Sonnensystem ja mittlerweile verlassen haben. Diese transportieren mit den Golden Records ebenfalls Nachrichten der Menschheit ins All. Allerdings sind diese sehr selektiv und von Experten ausgewählt. Im Gegensatz dazu wollen wir jedem Menschen die Möglichkeit bieten, seine Nachricht ins All zu schicken.

Der Bau einer interstellaren Raumsonde ist ambitioniert, aber möglich.

Tim Ruster, Co-Founder & Head of Interstellar Communications

Das klingt nach einem sehr ambitionierten Vorhaben. An welchem Punkt der Entwicklung steht Spaceping denn als frisch gegründetes Startup aktuell?

Mein Geschäftspartner Ortwin Kartmann und ich haben das Unternehmen erst vor einem halben Jahr gegründet, sind mit der Entwicklung aber sehr zufrieden. Denn in unserem Team haben wir bereits einen DNA-Experten und einen Raumfahrt-Ingenieur. Außerdem konnten wir in den Sozialen Netzwerken schon mehrere Tausend Follower:innen gewinnen. Und natürlich hilft uns die Space Tech Expo Europe, denn hier konnten wir mit jeder Menge Spezialisten sprechen. Der Tenor von allen war: “Der Bau einer interstellaren Raumsonde ist ambitioniert, aber möglich.”

Spaceping-Team auf der Space Tech Expo Europe 2022
Spaceping-Team auf der Space Tech Expo Europe 2022

Stichwort Interstellarer Raum. Du beschäftigst dich als YouTuber viel mit den Geheimnissen des Universums und auch mit der Suche nach außerirdischem Leben. Gibt es denn schon ein Ziel, zu dem die Sonde aufbrechen soll?

Das ist immer eine Abwägung zwischen Entfernung und der Wahrscheinlichkeit für außerirdisches Leben. Der uns nächstgelegene Stern ist Proxima Centauri, der “nur” 4,247 Lichtjahre von uns entfernt ist. Dessen Planet Proxima b befindet sich in der habitablen Zone, so dass es dort sogar außerirdisches Leben geben könnte. Wenn es aber nur darum ginge, wo es am wahrscheinlichsten außerirdisches Leben gibt, würde ich die Sonde nach Trappist-1 schicken. Denn dort gibt es gleich sieben erdähnliche Exoplaneten. Der Nachteil ist, dass dieser rund 40 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

Letztlich ist es für unsere Mission aber gar nicht so wichtig, wo genau die Sonde hinfliegt. Denn wir verkaufen ja mehr den Fakt, dass die Botschaften in die Unendlichkeit reisen. Und ob das dann in 500.000 Jahren bei Trappist-1 oder in 50.000 Jahren bei Proxima Centauri ankommt, ist wahrscheinlich gar nicht so wichtig.


Wie reisen denn eure Botschaften ins All?

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, alles Mögliche mitzuschicken. Das heißt, Sprachdateien, Texte, Fotos – alles, was der Absenderin oder dem Absender wichtig ist oder wovon sie oder er denkt, das es im Weltraum verewigt werden soll. Das alles wird ab Januar 2023 möglich sein, wobei wir jetzt schon mit dem Pioneer-Paket gestartet sind. Damit ist es möglich, eine 47-sekündige Videodatei hochzuladen.

Gibt es denn schon auch Technologie-Demonstratoren, die ihr – vor allem hier auf der Space Tech Expo Europe – zeigen könnt, um ein Gespür für euer Vorhaben zu bekommen?

Definitiv. Allen voran unser Speichermedium, das auf den ersten Blick wie eine 2-Euro-Münze aussieht. Auf dieser Fläche können wir dank der so genannten Nano-Fiche®-Technologie sehr viele Daten speichern. Wir rechnen damit, dass wir so 150 TB Daten speichern können. Das Besondere daran ist, dass diese in einem optischen Verfahren gespeichert werden. Zum Auslesen benötigt man also keine aufwändige, digitale Technik, sondern lediglich die Möglichkeit, Dinge zu vergrößern. Und das ist eine Technologie, von der man ausgehen kann, dass auch andere Zivilisationen über sie verfügen.

Nano-Fiche®

Jetzt habt ihr darüber hinaus auch eine Kapsel dabei. Was hat es damit auf sich?

Diese “DNA-Shell” ist dafür gedacht, seine DNA ins All schicken zu können. Weil sie jedoch extrem empfindlich ist, kann man nicht einfach ein Wattestäbchen in die Sonde legen. Die Herausforderung ist also, sie zum Beispiel gegen Weltraumstrahlung abzuschirmen. Laut Berechnungen könnte die DNA-Shell auf der Erde die Probe 103300 Jahre schützen. Die Bedingungen im All ziehen diesen Wert jedoch erheblich nach unten, letzten Endes ist der genetische Bauplan aber immer noch 10-tausende bis 100-tausende Jahre geschützt. Damit wird sie auch noch vorhanden sein, wenn wir alle schon längst nicht mehr da sind.


Mit welchen Hürden hattet ihr bisher zu kämpfen und mit welchen kämpft ihr noch?

Aktuell beschäftigen sich die meisten Unternehmen mit Satelliten im Erdorbit, wenn es hoch kommt noch mit Raumfahrttechnik, die im Sonnensystem unterwegs ist. Soweit ich das gesehen habe, sind wir aber die Einzigen, die planen, eine interstellare Sonde zu bauen. Und die muss einerseits eine immense Geschwindigkeit erreichen, um das Sonnensystem verlassen zu können. Das wird wohl die allergrößte Schwierigkeit. Jetzt könnte man zwar sagen, dass es die NASA mit den Voyager-Sonden ja auch geschafft hat, aber von diesen Budgethöhen sprechen wir hier nicht. Aber ich bin mir sicher, dass wir das schaffen.

Spaceping ist eine »Voyager-Sonde für Alle«

Tim Ruster, Co-Founder & Head of Interstellar Communications

Apropos Budget: Was muss man ungefähr veranschlagen, um seine Botschaft mit eurer Sonde ins All zu schicken?

Das günstigste Paket kostet 125 Euro. Damit wollen wir unserem Anspruch und Versprechen Rechnung tragen, dass es eine “Voyager-Sonde für alle” ist und sich auch jede:r leisten können soll. Wer mehr Speicherplatz benötigt, der kann das mit entsprechenden Upgrades ebenfalls tun.

Was ist der bestenfalls früheste Starttermin, den ihr euch selbst gesetzt habt?

Wir rechnen immer sehr positiv, nur um dann von der Realität enttäuscht zu werden (lacht). Die Datensammlung ist schon live und man kann seine Daten hochladen. Wir planen, dass die Sonde 2026 los fliegen wird. Technisch scheint das möglich, aber die Genehmigungsverfahren in der Raumfahrtbranche sind sehr sehr träge. Wenn es also später wird – tippe ich – liegt es nicht am technischen Teil.

Gibt es Möglichkeiten, euch bei eurem Vorhaben zu unterstützen?

Spaceping soll ein Community-Projekt werden. Schon allein aus dem Grund, weil weder Ortwin noch ich von allen Dingen Ahnung haben. Insofern wäre es schon sehr arrogant zu sagen: “Ich bin ein Science-YouTuber, ich kann eine Raumsonde bauen.” Deswegen suchen wir immer noch Leuten, die in all diesen Feldern Expertise haben. Sei es in der Datenspeicherung, Aufbewahrung von DNA oder der Entwicklung von Antriebssystemen. Diese Expert:innen laden wir ein, auf unseren Discord-Server zu kommen und mit anderen all diese Punkte zu diskutieren.

Wir planen, alle Hinweise aus der Community aufzunehmen und bei Bedarf umzusetzen. Zudem kann man auf dem Server über viele Details abstimmen, zum Beispiel wie die Sonde aussehen oder wohin sie letztlich fliegen soll.

Header Bild: NASA / Hubble
Verfasst von M. Weissflog

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