In diesem Beitrag geht es um die Namen von Programmen der Raumfahrt. Was auf den ersten Blick langweilig klingt, ist bei genauerer Betrachtung ziemlich spannend. Denn Namen in der Raumfahrt werden nie einfach so vergeben, sondern folgen bestimmten Prinzipien. Welche, versuchen wir in diesem Beitrag herauszufinden. Welchen praktischen Nutzen das Wissen um die Benennung von Programmen hat, fassen wir am Ende dieses Artikels zusammen. Doch widmen wir uns im ersten Schritt einigen bekannten und mitunter auch unbekannten Programmen in chronologischer Reihenfolge.

#MissionLandStartEnde
1SputnikUdSSR19571958
2VanguardUSA19571959
3ExplorerUSA1958
4VeneraUdSSR19611983
5WostokUdSSR19611963
6WoschodUdSSR19641966
7MercuryUSA19581963
8GeminiUSA19611967
9ApolloUSA19611975
10LunaUdSSR19581976
11ZondUdSSR19631970
12VikingUSA19681982
13VoyagerUSA1972
14Cosmic VisionEU2005
15TianwenChina2007
16TiangongChina1993
17ArtemisUSA2019
18ChandrayaanIndien2008

Sputnik (Спутник) – der Begleiter

Der erste künstliche Satellit der Welt

Sputnik war der erste künstliche Satellit, der die Erde umkreist hat. Sputnik ist russisch und heißt auf deutsch übersetzt Begleiter. Das ist naheliegend, weil der mit einem Durchmesser von 58 Zentimetern und einer Masse von 83,6 kg kleine Satellit die Erde umkreist und sie damit begleitet hat. Am 04. Oktober 1957 wurde er von den Russen, damals noch der UdSSR, in die Umlaufbahn gebracht. Lange gehalten hat er sich dort nicht, denn er umkreiste die Erde in einer relativ tiefen Umlaufbahn (elliptische Bahn mit einem Abstand von 215 km bis 939 km).

Nach gut drei Monaten ist Sputnik wieder in die Atmosphäre eingetreten und verglüht. Ein Erfolg war die Mission trotzdem. Denn er hat geschafft zu beweisen, dass man Satelliten ins Weltall bringen kann. Das wiederum hat in den USA den so genannten „Sputnik-Schock“ ausgelöst. 

Flag of the USSR
Sputnik (Спутник)

UdSSR

  • Typ: Satellit
  • Start: 04.10.1957
  • Ende: 04.01.1958
  • Dauer: 92 Tage

Als „Sputnik-Schock“ bezeichnet man die Reaktion der US-amerikanischen Bevölkerung und Medien auf den Start von Sputnik in der UdSSR. Denn wer in der Lage ist, eine Rakete ins Weltall und einen Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen, ist auch in der Lage, eine Rakete zu jedem Punkt der Erde zu schießen. In Zeiten des Kalten Krieges hat das natürlich Angst ausgelöst, denn da ging es nicht darum, dass eine kleine Metallkugel die Erde umkreist und auf amerikanischem Boden wieder landet, sondern es drohten schlimmstenfalls atomare Erstschläge. Deswegen hatten die Amerikaner ganz einfach Angst davor, dass die Russen jetzt Raketen zu ihnen schießen können, ohne dass sie etwas dagegen tun können. 

Sputnik-Schock

Vanguard – die Vorreiter

Provokation während des Kalten Krieges

Die Angst der Amerikaner begründete sich in Teilen auch in Fehlschlägen der eigenen Programme. Ein solches war Vanguard, das als Untermauerung der Ankündigung von 1955, eigene Satelliten ins Weltall zu bringen, gestartet wurde. Vanguard heißt soviel wie „Vorreiter“ und lief von 1957 bis 1959.

Das Programm wurde vom Naval Research Laboratory umgesetzt, einer zivilen Forschungseinrichtung der United States Navy und des United States Marine Corps. Der zivile Charakter der Raumfahrt sollte betont werden und Präsident Eisenhower wollte damit seinen Vorschlag der “open skies” untermauern. Auf dem ersten amerikanischen-sowjetischen Gipfel seit der Potsdamer Konferenz 1955 in Genf hatte der Präsident den Russen nämlich vorgeschlagen, dem jeweils anderen Überflugrechte über dem eigenen Territorium als Zeichen der Annäherung zu gewähren. Dies lehnte die Sowjetunion klar ab. Bei Vanguard handelte es sich also auch um eine Provokation gegenüber der Sowjetunion.

Flag of the United States
Vanguard

USA

  • Typ: Satellit
  • Start: 06.12.1957
  • Ende: 18.09.1959
  • Dauer: 22 Monate

240 Jahre im All

Um mit den Russen nach dem Start von Sputnik im Oktober 1957 gleichzuziehen, sollte am 6. Dezember 1957 ein amerikanischer Satellit ins All starten. Dieser und ein weiterer Start schlugen jedoch fehl. Im dritten Anlauf, am 17. März 1958, erreichte Vanguard I als erster amerikanischer Satellit das Weltall. Er hatte die Größe einer Pampelmuse, wog rund 1,5 kg und war der erste, der mit Solarzellen betrieben wurde. Er umkreist die Erde bis heute und wird circa 2198 in die Erdatmosphäre eintreten und dann verglühen.

© NASA; Vanguard TV-3 (baugleich mit Vanguard 1), ausgestellt im Smithsonian Air and Space Museum (Washington, D.C., USA)

Explorer – die Wissenssuchenden

Die USA werden zur Raumfahrtnation

Noch während Vanguard lief, starteten die Amerikaner 1958 ein weiteres Raumfahrtprogramm namens „Explorer“, was soviel wie „Forschungsreisender“ oder „Wissenssuchender“ bedeutet. Angelehnt ist der Name des Programms an große Namen wie Christoph Kolumbus (* um 1451, † 20. Mai 1506; gilt als moderner Entdecker Amerikas) oder Fernando Magellan (* vor 1485, † 27. April 1521; umrundete als Erster nachweisbar die Erde).

Nach dem Desaster von Vanguard war Explorer 1 der dritte Satellit im Weltall und das erste “Raumfahrzeug” der Amerikaner, was es wirklich ins Weltall geschafft hat. Gestartet wurde das Programm wurde von der Army Ballistic Missile Agency als Wettbewerbsprogramm zu Vanguard. In dem bis heute – unter dem Namen der NASA – laufenden Programm wurden bisher 105 Satelliten gestartet, der letzte am 11. Oktober 2019. Für das 4. Quartal 2021 ist ein weiterer Start geplant, im Jahr 2023 sollen sechs Satelliten starten und 2024/25 ein weiterer.

Flag of the United States
Explorer

USA

  • Typ: Satellit
  • Start: 01.02.1958
  • Ende: bis heute
  • Dauer: 65+ Jahre
Künstlerische Darstellung des Satelliten Ionospheric Connection Explorer (ICON), der als bisher letzter im Explorer-Programm gestartet wurde
Künstlerische Darstellung des Satelliten Ionospheric Connection Explorer (ICON), der als bisher letzter im Explorer-Programm gestartet wurde. © By NASA Goddard’s Conceptual Image Lab/B. Monroe, Public Domain

Venera (Венера) – die Venus

Zu Besuch auf einem fremden Planeten

Nach dem Erfolg von Sputnik starteten die Russen nur wenige Jahre später das Raumfahrtprogramm Venera, was auf deutsch übersetzt „Venus“ heißt. Damit wird klar, worum es in diesem Programm ging: Sonden zur Venus, dem inneren Nachbarplaneten der Erde, zu schicken. Das Programm lief von 1961 bis 1983 und innerhalb dieser 22 Jahre wurden mehrere Sonden zur Venus geschickt. Dabei näherten sich die Russen Sonde für Sonde der Oberfläche an, aber erst Venera 7 gelang am 15. Dezember 1970 die Landung.

Damit war sie die erste Sonde überhaupt, die auf einem fremden Planeten gelandet ist. Den Bedingungen der Venus (92 bar Druck, durchschnittlich 464 °C Oberflächentemperatur) konnte Venera 7 vermutlich 23 Minuten standhalten. Solange zumindest erreichte ein schwaches Signal die Erde, danach verstummte sie. Auch Venera 8, 9, 10, 11, 12 und 14 landeten auf der Venus und lieferten Bilder sowie Messdaten von der Oberfläche. Am Bau der Instrumente einzelner Missionen waren übrigens u.a. Frankreich, Österreich und die DDR beteiligt.

Flag of the United States
Venera (Венера)

UdSSR

  • Typ: Sonde
  • Start: 12.02.1961
  • Ende: 07.06.1983
  • Dauer: 22 Jahre, 4 Monate
Modell der Sonde Venera 10
Modell von Venera 10; © Bekhruzbek OchilovEigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Wostok (Восток) – der Osten

Erster astronautischer Flug der Menschheitsgeschichte

Ebenfalls im Jahr 1961 starteten die Russen das Programm „Wostok“. Das heißt übersetzt „Osten“ und sollte die Vormachtstellung der UdSSR im Rennen ums Weltall klarmachen. Mit Wostok wurden in erster Linie Raumschiffe bezeichnet, aber auch die für die Starts verwendeten Raketen. Das Besondere an Wostok ist, dass es das erste bemannte Raumfahrtprogramm der UdSSR war. Nachdem die Sowjetunion mit Sputnik bereits einen Meilenstein der Raumfahrt erreicht hatte, sollte mit Wostok ein weiterer folgen.

In mehreren Testflügen wurden unter anderen Hunde erfolgreich ins All und wieder zurück zur Erde gebracht. Wostok 1 hatte dann den ersten Raumfahrer überhaupt an Bord: Juri Alexejewitsch Gagarin (* 9. März 1934, † 27. März 1968). Er umrundete am 12. April 1961 in 108 Minuten einmal die Erde und landete danach wohlbehalten im Wolga-Gebiet. Am 16. Juni 1963 flog Walentina Tereschkowa (* 6. März 1937) mit Wostok 6 All. Und auch das ist ein Rekord: Denn sie war nicht nur die erste Frau, sondern ist bis heute die einzige, die dies allein – ohne weitere Besatzungsmitglieder – getan hat.

Flag of the USSR
Wostok (Восток)

UdSSR

  • Typ: Raumflug
  • Start: 1961
  • Ende: 1963
  • Dauer: 2 Jahre
© Header-Bild: Von Allan Lee (StormyDog) aus Auckland, New Zealand – Flickr, CC BY 2.0

Woschod (Восход) – der Sonnenaufgang

Fake-Programm mit Sicherheitsrisiken

Das Nachfolgeprogramm von Wostok hieß Woschod – übersetzt „Sonnenaufgang“ – und lief von 1964 bis 1966. Mit der neuen Bezeichnung sollte dem Westen (allen voran den Vereinigten Staaten) vorgegaukelt werden, dass ein komplett neues System verwendet wird. Wie wir heute wissen, war dem allerdings nicht so. Vielmehr wurde die bei Wostok eingesetzte Technik modifiziert und weiter genutzt.

Eine der gravierendsten Änderungen war, dass die Schleudersitze ausgebaut wurden, um Platz für insgesamt drei Astronauten zu schaffen. Trotz der Modifikationen war der Platz in der Raumkapsel sehr begrenzt, weswegen die Kosmonauten ohne die sonst üblichen Druckanzüge fliegen mussten. Dieses Vorgehen war ein gewagtes Manöver, doch es gelang. Die russische Propaganda stellte es als Zeichen der Sicherheit russischer Raumfahrtsysteme dar.

Flag of the United States
Woschod (Восход)

UdSSR

  • Typ: Raumflug
  • Start: 06.10.1964
  • Ende: 22.02.1966
  • Dauer: ~17 Monate
technische Zeichnungen zur Darstellung der Konfiguration von Wostok sowie Woschod im Vergleich
Konfiguration von Wostok (links) sowie Woschod (Mitte, rechts) im Vergleich

Mercury – die Götterboten

Erster astronautischer Raumflug eines US-Amerikaners

Abraham “Abe” Silverstein (* 15. September 1908, † 1. Juni 2001), der bei der NASA viele Jahre als Manager und Direktor der Raumfahrtentwicklung arbeitete, schlug den Namen Mecury für das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA vor. Dabei bezog er sich auf die römische Mythologie, in der Merkur der Götterbote ist (in der griechischen ist dies Hermes). Das Programm lief von 1958 bis 1963 und brachte am 5. Mai 1961, also nur rund vier Wochen nach Juri Gagarin, Alan B. Shepard als ersten Amerikaner ins All.

Im Gegensatz zu Gagarin umkreiste er die Erde jedoch nicht, sondern flog in einer ballistischen Bahn bis in 187 km Höhe – und damit laut Definition ins Weltall – landete aber bereits 15 Minuten und 22 Sekunden später wieder auf der Erde. Besondere Bekanntheit erlangten die ersten offiziellen Astronauten der USA, die der Öffentlichkeit als “Mercury Seven” vorgestellt wurden. Neben Shepard waren das Virgil I. Grissom, John H. Glenn, Malcom Scott Carpenter, Walter M. Schirra Jr., Donald K. Slayton und Leroy Gordon Cooper. Das Programm wurde aufgrund seiner Erfolge vorzeitig eingestellt und das Nachfolgeprogramm Gemini vorgezogen. So sollte das von John F. Kennedy abgegebene Versprechen, eine Mondlandung noch innerhalb der 1960er zu erreichen, gehalten werden.

Flag of the United States
Mercury

USA

  • Typ: Raumflug
  • Start: 10/1958
  • Ende: 12.06.1963
  • Dauer: 5 Jahre, 9 Monate
Foto der Mercury Seven mit dem Modell einer Rakete, unterschrieben von allen Mitgliedern
Die “Mercury Seven”

Alan Shepard und Sally Ride – Nationalhelden der USA

Welch hohen Stellenwert das Mercury-Programm im US-amerikanischen kollektiven Gedächtnis hat, zeigt sich unter anderem am Heldenstatus von Alan Shepard. So steht im Kennedy Space Center Visitor Complex (Cape Canaveral, Florida, USA) eine vergoldete Statue, die an seinen ersten Raumflug erinnert. Zudem wurde die Suborbital-Rakete von Blue Origin auf den Namen “New Shepard” getauft. Und auch die geplante Flugzeit von rund elf Minuten weißt Parallelen zum ersten bemannten Raumflug der Amerikaner auf.

Weitaus weniger bekannt waren übrigens die “Mercury 13”. So wurde eine Gruppe von Pilotinnen bezeichnet, die in den 1960er Jahren die gleichen medizinischen Test bestanden hatten, wie ihre männlichen Kollegen. Zwar war dieses Auswahlverfahren kein offizieller Teil des Auswahlverfahrens der NASA, es sollte jedoch den Weg ebnen, um auch Frauen den Zugang ins Weltall zu ermöglichen. Die erste US-amerikanische Frau im Weltall war Sally Ride (* 26. Mai 1951, † 23. Juli 2012), die jedoch erst am 18. Juni 1983 an Bord des Space Shuttle Challenger (STS-7) startete.


Gemini – die Zwillinge

Das Brückenprogramm

Nachdem das Programm Mercury erfolgreich vorzeitig beendet werden konnte, startete vorzeitig das Nachfolgeprogramm Gemini. Gemini steht im Lateinischen für das Sternbild Zwillinge, dessen beiden auffälligsten Sterne Pollux (hellster Stern des Sternbilds) und Castor (zweithellster Stern des Sternbilds) heißen. In der griechischen Mythologie sind Castor und Pollux unzertrennliche Zwillingsbrüder und Söhne des Zeus.

Die NASA bat darum, Namen für dieses “Brückenprogramm” zwischen Mercury und Apollo vorzuschlagen. Unter allen Einreichungen war Gemini zweimal vertreten. Ob Zufall oder nicht: Der Zahl Zwei kommt auch hinsichtlich des Ziels dieses Programms eine besondere Bedeutung bei. Denn Kernanliegen des Gemini-Programmes war es, mehrere Menschen gleichzeitig ins All zu bringen. Außerdem sollten Techniken erprobt werden, welche für die im Rahmen des Apollo-Programms geplante Mondlandung unverzichtbar waren: Unter anderem Kopplungsmanöver zweier Raumschiffe oder auch das Bewegen im freien Weltraum.

Flag of the United States
Gemini

USA

  • Typ: Raumflug
  • Start: 07.12.1961
  • Ende: 01.02.1967
  • Dauer: 5 Jahre, 3 Monate

Von Gemini zu Apollo

Während des Gemini-Programms fanden insgesamt zehn Raumflüge statt und zu den Astronauten gehörten viele, deren Namen in die Geschichte der astronautischen Raumfahrt eingingen. Zum Beispiel John Young (Gemini 3), der später als Kommandant von Apollo 16 auf dem Mond landete und als Erster ein Space Shuttle kommandierte. Aber auch James A. Lovell (Gemini 7), der im Jahr 1970 Kommandant von Apollo 13 war; Neil Armstrong (Gemini 8), Kommandant von Apollo 11 und erster Mensch auf dem Mond; Eugene Cernan (Gemini 9), mit Apollo 17 der bis jetzt letzte Mensch auf Mond; Michael Collins (Gemini 10), der als Pilot bei Apollo 11 den Mond umkreiste, aber nicht landete und Edwin “Buzz” Aldrin (Gemini 12), der mit Apollo 11 als zweiter Mensch den Mond betrat, absolvierten Raumflüge im Rahmen des Gemini-Programms.


Apollo – der Lenker und Schütze

“That’s one small step for man, one giant leap for mankind.”

Am 25. Mai 1961 hielt der Präsident der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, vor dem US-Kongress eine Rede, die als Startschuss für das wohl bekannteste Raumfahrtprogramm der Menschheitsgeschichte gilt: Apollo.

I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind or more important for the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish.

John F. Kennedy, Auszug aus der Rede vor dem US-Kongress am 25. Mai 1961
Flag of the United States
Apollo

USA

  • Typ: Raumflug
  • Start: 25.05.1961
  • Ende: 24.07.1975
  • Dauer: 14 Jahre

Vorgeschlagen hatte den Namen „Apollo“ abermals Abe Silverstein, der bereits für “Mercury” verantwortlich zeichnete. Abgeleitet ist er vom griechischen Gott Apollon, der in der römischen und griechischen Mythologie als Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit sowie der Weissagung und Künste gilt. Geschichtlich von besonderer Bedeutung ist Apollo, da dieses Programm das bisher einzige ist, das Menschen auf einen fremden Himmelskörper gebracht hat. Das Kernprogramm lief von 1961 (erster Start einer unbemannten Saturn I-Rakete am 27. Oktober 1961) bis 1972 (Landung von Apollo 17 am 19. Dezember 1972), wurde mit dem Apollo-Soyuz Test Project (ASTP) jedoch bis 1975 fortgeführt. Von den insgesamt 35 Missionen dieses Programms waren 32 erfolgreich, zwei schlugen komplett, eines zumindest teilweise fehl.

Apollo 11 – die Erfolgsmission

Die wohl bekannteste Mission dieses Programms ist Apollo 11. Nach einem gelungenen Start der Saturn V von der Rampe LC-39A (Launch Complex) in Cape Canaveral (zu der Zeit Cape Kennedy Air Force Station) am 16. Juli 1969 landete Apollo 11 am 20. Juli 1969 im Mare Tranquillitatis (Meer der Ruhe) auf dem Mond. Während der Pilot Michael Collins (* 31. Oktober 1930) in einem Orbit um den Mond kreiste, setzten erst Neil Armstrong (* 5. August 1930, † 25. August 2012) und danach Edwin “Buzz” Aldrin (* 20. Januar 1930) ihre Füße auf den Mond.

Apollo 13 – der erfolgreiche Fehlschlag

Eine weitere bekannte Mission ist Apollo 13, die als erfolgreichster Fehlschlag in der Geschichte der astronautischen Raumfahrt gilt. Nachdem auf dem Weg zum Mond etwa am 14. April 1970 (rund 56 Stunden nach Start am 11. April) ein Sauerstofftank explodierte, war eine Landung nicht mehr möglich. So bestand nach diesem Zwischenfall das Ziel der Mission hauptsächlich darin, die drei Astronauten Jim Lovell (* 25. März 1928), Jack Swigert (* 30. August 1930, † 27. Dezember 1982) und Fred Haise (* 14. November 1933) wieder sicher zur Erde zurück zu bringen.

In die Geschichte eingegangen und zum geflügelten Wort geworden ist die Meldung von Swigert an das Kontrollzentrum: “Housten, we’ve had a problem here.” Mit einer Menge Improvisationstalent und durch Bahnkorrekturen gelang es, die Raumfähre zurück zur Erde zu bringen. Dafür führte Apollo 13 ein Swing-by Manöver um den Mond durch, welches Lovell, Swigert und Haise einen bis heute gültigen Rekord einbrachte: Mit 401.056 km sind sie die drei Menschen, die bisher am weitesten von der Erde entfernt waren. Ein ebenfalls oft zitierter und Apollo 13 zugeschriebener Satz lautet “Failure is not an option.” Zwar hat er seinen Ursprung in einer Aussage des damaligen NASA-Flugdirektors Gene Kranz, doch geäußert hat er ihn im Rahmen eines Interviews zum Film Apollo 13 (1995).

Apollo 1 – die Katastrophe

Eine tragische Mission ist Apollo 1, deren Bezeichnung erst nachträglich eingeführt wurde. Bei einer Routineübung am 27. Januar 1967 brach aufgrund eines technischen Fehlers an Bord des Apollo-Raumschiffs Feuer aus. Weil der Druck im Inneren zu hoch war und die Luke der Kapsel nach innen geöffnet werden musste, konnten die Astronauten sie nicht verlassen. Zudem entzog das Feuer den Sauerstoff, sodass Roger Chafee (* 15. Februar 1935, † 27. Januar 1967), Edward White (* 14. November 1930, † 27. Januar 1967) und Virgil Grissom (* 3. April 1926, † 27. Januar 1967) vermutlich innerhalb von 30 Sekunden erstickten und bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Infolge des Unfalls wurde die Konstruktion der Raumkapsel überarbeitet und erst mit Apollo 7 (1968) wieder astronautische Raumflüge unternommen. 


Luna (Луна) – der Mond

Viele Sonden, überschaubare Erfolge

Das Programm Luna wurde von der UdSSR 1958 gestartet. Auch hier ist der Name im wahrsten Sinne des Wortes Programm: Luna heißt auf deutsch Mond und die Erkundung unseres natürlichen Trabanten war auch das Hauptziel. Ursprünglich lief Luna bis 1976, soll allerdings von 2021 bis 2027 in einer weiteren Phase wieder aufgenommen werden. Am Restart soll dann auch die ESA beteiligt sein. Insgesamt können dem Programm bisher 44 Missionen zugerechnet werden, wovon 15 erfolgreich waren. Aufgrund der Tatsache, dass das Programm zu Zeiten des Kalten Krieges lief und demzufolge nicht alle Daten veröffentlicht wurden, gibt es jedoch auch abweichende Angaben. So gab es anderen Quellen zufolge nur 39 Missionen, wovon 22 Fehlschläge, vier Teilerfolge und 13 Erfolge waren.

Die ersten Missionen dieses Programms waren dabei wenig Erfolg versprechend: Teilweise explodierten Raketen beim Start (Luna E-1 No. 1), teilweise konnten Sonden die Umlaufbahn nicht verlassen (Luna E-6 No. 2 / Sputnik 25) oder verfehlten den Mond entweder knapp (Luna 1, 5.900 km) oder gewaltig (Luna 6, 166.000 km).

Unbestritten ist jedoch, dass die erste erfolgreiche, weiche Landung auf dem Mond am 3. Februar 1966 gelang. Die Sonde Luna 9 sammelte drei Tage lang Daten und schickte zudem auch ein Bild der Oberfläche zurück zur Erde. Ihre Nachfolgerin war Luna 13, die am am 24. Dezember 1966 ebenfalls erfolgreich auf der Oberfläche aufsetzte. Luna 10, 11, 12 und 14 waren hingegen Orbiter, die den Mond lediglich umkreisen sollten.

Flag of the United States
Luna (Луна)

UdSSR

  • Typ: Sonde
  • Start: 23.09.1958
  • Ende: 22.08.1976
  • Restart: 11.08.2023
  • Dauer: 18 Jahre

Luna-Missionsziele

  • Impaktor (kontrollierter Einschlag)
  • Fly by (Vorbeiflug)
  • Soft Lander (weiche Landung)
  • Orbiter (Umkreisung)
  • Rover
  • Sample return (Rückholung von Mondgestein zur Erde)

Lunochod – der Mondgänger

Auch wenn die Amerikaner mit Apollo 11 das Rennen um eine Landung auf dem Mond gewonnen haben, erreichten die Russen Meilensteine. Denn sie schickten mit Luna 17 erstmals erfolgreich einen Rover zum Mond. Der Name der Rover lautete Lunochod, was auf Deutsch übersetzt soviel wie Mondgänger heißt. Der erste Anlauf (Luna E-8 No. 201) vom Februar 1969 schlug fehl, doch am 17. November 1970 landete Lunochod 1 (Luna 17) wohlbehalten auf der Mondoberfläche. Er war der erste Rover, der auf einem fremden Himmelskörper gefahren ist. Ihm folgte mit Luna 23 am 15. Januar 1973 Lunochod 2.

Apollo und Luna – Verschwörungstheorie um eine gefakte Mondlandung

Ein weiteres Ziel des Luna-Programms war es, Mondgestein zur Erde zu bringen (Sample Return). Auch das hat nicht im ersten Anlauf geklappt. Die Mission Luna E-8-5 No. 402 erreichte den Orbit nicht, Luna 15 schlug am 21. Juli 1969 hart auf der Mondoberfläche auf – also zur selben Zeit, als Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit Apollo 11 auf dem Mond gelandet waren und ihn betreten hatten. Eine erste erfolgreiche Rückholmission gelang dann Luna 16, ihr folgten Luna 20 und 24. Insgesamt brachten die Russen so 326 g Mondgestein zur Erde. Das ist im Vergleich zu den 382 kg, die im Rahmen der Apollo-Missionen mitgebracht wurden, verschwindend gering. Wichtig war es dennoch.

Denn Mondgestein kann auch als Beweis dafür gesehen werden, dass die Amerikaner die Mondlandung nicht gefälscht oder vorgetäuscht haben – wie bis heute von Verschwörungstheoretikern immer wieder behauptet wird. Denn für die beiden Supermächte USA und UdSSR, die sich im Kalten Krieg gegenüberstanden, wäre es ein Leichtes gewesen, den jeweils anderen bloßzustellen. So könnte schon allein das offizielle Stillschweigen der Russen als Beweis gesehen werden, dass die Amerikaner auf dem Mond waren. Natürlich gibt es darüber hinaus noch viele weitere Punkte, anhand derer sich bemannte Mondlandungen belegen lassen.

UPDATE 2023: Restart des Luna-Programms

Für 2021 war ein Neustart des Luna-Programms geplant. Bis 2027 wollten Roskosmos und ESA gemeinsam insgesamt drei Missionen durchführen: Luna 25 (Start frühestens 2021), Luna 26 und Luna 27. Dabei sollte Luna 25 eine Art Vorauskommando sein, das auf dem Mond landen und wichtige Erkenntnisse für nachfolgende Missionen gewinnen soll. Zwei Jahre später soll Luna 26 starten, Fernmessungen durchführen und als Kommunikations-Relais im Mondorbit verbleiben. Luna 27 wird ein weiteres Jahr später starten, in der Südpol-Region des Mondes landen und dort mittels eines Bohrers nach (gefrorenem) Wasser suchen.

© ESA; Roskosmos

Der Start für Luna 25 erfolgte nach einigen Verzögerungen schließlich am 10. August 2023 (UTC). Die Landung auf der Oberfläche des Mondes war für den 23. August geplant. Aufgrund eines Fehlers stürzte die Sonde nach einem Bremsmanöver jedoch bereits am 19. August auf die Oberfläche. Die ESA hatte ihre Zusammenarbeit mit Roskosmos schon vor Beginn der Mission beendet. Der Grund hierfür ist der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, in Folge dessen bis auf die Kooperation auf der Internationalen Raumstation ISS sämtliche gemeinsamen Raumfahrtaktivitäten eingestellt wurden.

Flag of Russia
Luna (Луна)

Russland

  • Typ: Sonde
  • (Re-)Start: 11.08.2023
  • Ende: 2027 (geplant)
  • Dauer: 4 Jahre (geplant)

Zond (Зонд) – die Sonde

Verschleierung der russischen Ambitionen einer astronautischen Mondmission

Die Inhalte des Zond-Programmes scheinen auf den ersten Blick keiner besonderen Logik zu folgen. Auf Deutsch übersetzt heißt Zond Sonde, woraus sich nur bedingt Ableitungen treffen lassen. Alles in allem wird das Programm als sehr heterogen betrachtet, da unter diesem Namen viele Missionen durchgeführt wurden. In erster Linie sollten mehrere Sonden gleicher Bauart auf unterschiedlichen Himmelskörpern abgesetzt werden. Doch spätestens seit Ende des Kalten Krieges ist bekannt, dass Zond auch ein Programm zur Verschleierung russischer Bemühungen einer bemannten Mondlandung war. Da dieses Rennen mit der Landung von Apollo 11 am 20. Juli 1969 von den Amerikanern gewonnen wurde, stellte man Zond spätestens 1970 ein.

Flag of the Soviet Union
Zond (Зонд)

UdSSR

  • Typ: Sonde
  • Start: 11.11.1963
  • Ende: 20.10.1970
  • Dauer: 7 Jahre

Erfolge und Misserfolge

Das Programm gilt auch als “Sammelbecken fehlgeschlagener Missionen”. So wurde Zond 1 am 2. April 1964 auf die Reise zur Venus geschickt, um dort eine Landekapsel abzusetzen, welche hart auf der Oberfläche aufschlagen sollte. Aufgrund eines technischen Fehlers flog sie jedoch am 19. Juli 1964 in 110.000 km Entfernung an der Venus vorbei.

Zond 2 startete am 30. November 1964, sollte am Mars vorbei fliegen und dabei Messungen sowie Fotos machen. Da sich jedoch ein Solarpanel nicht entfaltete, ging der Sonde die Energie aus, der Kontakt zur Erde brach ab und sie passierte am 6. August 1965 in nur 1.500 km Entfernung den Mars, ohne jemals wieder ein Signal zu senden.

Zond 3 war ebenfalls als Marssonde geplant. Da jedoch das Startfenster verpasst wurde, planten die Russen kurzerhand um und schickten sie am 18. Juli 1965 auf die Reise zum Mond. An diesem flog sie in einer Entfernung von nur 9.200 km vorbei, testete ein Kamerasystem und führte Experimente durch. Nach ihrem Vorbeiflug sendete sie weiterhin Signale aus dem interplanetaren Raum (153,3 Millionen km Entfernung zur Erde).

Die Sonden Zond 4 bis 8 waren unbemannt und kehrten nach einer Umrundung des Mondes zur Erde zurück. Dabei wurden erfolgreich verschiedene Anflug- und Landemanöver getestet.


Viking – die Wikinger

Sonden auf dem Mars

Benannt nach den Wikingern, die weit vor Kolumbus nach Amerika segelten, starteten die Amerikaner 1975 das Programm Viking. Ziel der beiden Missionen war es, zwei Sonden auf unserem äußeren Nachbarplaneten abzusetzen. Dafür starteten von der Startrampe LC-41 in Cape Canaveral kurz nacheinander zwei Titan 3E/Centaur-Raketen: Viking 1 am 20. August, Viking 2 am 9. September 1975. Entsprechend der Startreihenfolge erreichten die beiden Sonden auch den Mars. Der Lander von Viking 1 landete am 20. Juli 1976; Viking 2 setzte am 3. September 1976 auf dem Roten Planeten auf.

Die Viking-Sonden waren die ersten, die detaillierte Bilder von der Marsoberfläche geliefert haben. In unmittelbarer Nähe der Landestelle von Viking 2, dem Utopia Planitia (aus dem griechischen für Nirgendland) soll Ende Mai / Anfang Juni 2021 auch die chinesische Marssonde Tianwen-1 landen und die dort gefunden Wassereisvorkommen näher untersuchen. Bereits am 18. Februar 2021 landete der Rover Perseverance der NASA-Mission Mars2020 im nahegelegenen Jerzero-Krater.

Flag of the United States
Viking

USA

  • Typ: Sonde
  • Start: 04.12.1968
  • Ende: 13.11.1982
  • Dauer: ~14 Jahre

Kontakt zu den Sonden konnte auch viele Jahre nach deren Landung noch gehalten werden. Zum Orbiter von Viking 1 bis zum 17. August 1980, zum Lander sogar bis zum 13. November 1982. Bis zum 25. Juli 1978 gab es Kontakt zum Orbiter von Viking 2, zum Lander bis 11. April 1980. Insgesamt übermittelten die Orbiter 56.000 Bilder (Viking 1: 37.000, Viking 2: 19.000) vom Mars sowie dessen Monden Phobos und Deimos; die Lander sendeten jeweils rund 2.300 Bilder von der Oberfläche zur Erde.


Voyager – die Reisenden

Wissenschaft schlägt Politik

Voyager heißt so viel wie „Reisender“ oder „Seefahrer“. Erste Überlegungen zu diesem Programm gab es bereits in den 1960er Jahren. Grundlage dafür waren die Berechnungen des US-amerikanischen Mathematikers Michael Minovitch vom JPL (Jet Propulsion Labority). Er hatte nachgewiesen, dass Raumfahrzeuge durch so genannte Swing-by-Manöver weiter an Geschwindigkeit gewinnen können. Das war für das Ziel des Programmes, Sonden zu den äußeren Planeten unseres Sonnensystems zu schicken, von außerordentlicher Bedeutung. Denn die notwendigen Planetenkonstellationen ergaben sich zwischen 1976 und 1978, danach erst wieder im Jahr 2152.

Diese Chance wollte sich die NASA nicht entgehen lassen und startete im Juli 1972 das Voyager-Programm. Voyager 1 brach am 5. September 1977, ihre Schwestersonde Voyager 2 bereits am 20. August 1977 von Cape Canaveral zu ihrer Reise auf. Ursprünglich sollten vier bis fünf Sonden starten, aufgrund des damit verbundenen hohen Budgets sollten allerdings nur zwei gebaut werden. Auch die Lebensdauer der Sonden sollte auf vier Jahre begrenzt werden, um Kosten zu sparen. Darüber setzten sich die Ingenieure aber im Geheimen hinweg und nutzen viele der bereits entwickelten Systeme in den beiden Sonden Voyager 1 und Voyager 2.

Flag of the United States
Voyager

USA

  • Typ: Sonde
  • Start: 01.07.1972
  • Ende: 2025/2030er (geplant)
  • Dauer: 51+ Jahre

Unterwegs im interstellaren Raum

Zeitstrahl der Voyager-Missionen und deren Position im Weltraum
Voyager Mission-Timeline, © NASA JPL

Dieses Vorgehen sollte sich als Glücksgriff in der Geschichte der Raumfahrt herausstellen. Denn wie die NASA auf ihrer Website mitteilt, kann – dank der verbesserten Technik – bis heute Kontakt zu den Sonden gehalten werden. Das ist insofern besonders, als dass sie unser Sonnensystem mittlerweile verlassen haben. Im August 2012 trat Voyager 1 und im November 2018 Voyager 2 in den interstellaren Raum ein. Damit sind sie die am weitesten von der Erde entfernten von Menschen gebauten Objekte, die es überhaupt gibt.

An Bord von der beiden Sonden befinden sich auch die sogenannten Voyager Golden Records (VGR): Kupferne Schallplatten, die mit Gold überzogen sind. Darauf gespeichert sind neben der Positionsangabe der Erde auch Grußbotschaften in 55 Sprachen, Musik sowie Natur- und Tiergeräusche. Gedacht sind die VGR als Botschaft an Außerirdische, welche die Sonden eventuell irgendwann entdecken. Wie wahrscheinlich das ist und ob das eine gute Idee war, steht allerdings auf einem anderen Blatt.


Cosmic Vision – die Visionären

Missionen zur Klärung grundlegender Fragen

Das aktuelle Raumfahrtprogramm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA heißt Cosmic Vision 2015 – 2025. Der Name ist mit “Kosmischer Vision” nur bedingt gut zu übersetzen, letzten Endes geht es jedoch darum: Visionen. So stehen im Mittelpunkt des Programms auch vier Fragen, auf die langfristig Antworten gefunden werden sollen.

  1. Was sind die Bedingungen für die Planetenbildung und die Entstehung von Leben?
  2. Wie funktioniert das Sonnensystem?
  3. Welches sind die grundlegenden physikalischen Gesetze des Universums?
  4. Wie ist das Universum entstanden und woraus besteht es?

Cosmic Vision startete bereits 2005 und beinhaltet mehrere kleine Missionen, die eben erwähnte Fragen beantworten helfen sollen. Die Missionen innerhalb des Programms werden nach klein (S-Mission), mittel (M-Mission), groß (L-Mission) und schnell (F-Mission) gestaffelt.

Flag of the European Union
Cosmic Vision

Europäische Union

  • Typ: Sonde
  • Start: 2005
  • Ende: N/A
  • Dauer: 16+ Jahre

Comet Interceptor – der Abfangjäger für Kometen

Insgesamt zehn Missionen wurden nach Vorlage zur Realisierung ausgewählt, wovon besonders die F-Mission “Comet Interceptor” hervorsticht. Die geplante dreistufige Sonde soll 2029 starten und auf Abruf einen Kometen oder ein interstellares Objekt untersuchen. Besonders interessant ist diese Mission, da ihr Ansatz ein um 180° gedrehtes Vorgehen ist. Denn bisher wurde nach der Entdeckung eines interessantes Objektes die Technik gebaut und anschließend auf die Reise dahin geschickt. Nun aber soll erst die Technik gebaut, ins All gebracht und am Lagrange Punkt L2 (in rund 1,5 Millionen km Entfernung von der Erde) geparkt werden, wo die Raumsonde dann mehr oder minder “auf der Lauer liegt”, bis sie auf die Reise geschickt wird.


Tianwen (天问一号) – die Himmelsfragen

Marssonden Made in China

Tianwen ist ein Programm der chinesischen Raumfahrtagentur CNSA. Der Name geht auf den chinesischen Schriftsteller Qu Yuan zurück, der 340–278 v. Chr. gelebt hat. In einem Gedichtband stellte er die Astronomie seiner Zeit in Frage. Unter anderem, warum die Himmelsekliptik in 12 Abschnitte aufgeteilt ist. Antworten hat er jedoch nicht geliefert; das soll jetzt das Raumfahrtprogramm nachholen.

Dass zwischen dem Start des Programms im März 2007 bis zum erfolgreichen Start von Tianwen-1 am 23. Juli 2020 insgesamt 13 Jahre liegen, begründet sich im ersten Fehlschlag. Denn zunächst war vorgesehen, in Zusammenarbeit mit Roskosmos eine Sonde (Mars-1 (ursprünglich Yinghuo-1, dt. Glühwürmchen)) “Huckepack” auf der Phobos-Grunt-Mission zum Mars zu bringen. Aufgrund eines technischen Fehlers konnte die Sonde jedoch nicht in die Flugbahn zum Mars eingeschossen werden und verblieb in einer niedrigen Umlaufbahn – dem Parkorbit – um die Erde. Ohne die Möglichkeit, die Flugbahn von der Erde aus zu beeinflussen, näherte sich die Sonde immer weiter der Oberfläche an und trat letztlich in die Atmosphäre ein. Am 15. Januar 2012 verglühte Phobos-Grunt gemeinsam mit Yinghuo-1 über dem Ostpazifik.

Flag of PR China
Tianwen (天问一号)

VR China

  • Typ: Sonde
  • Start: 26.03.2007
  • Ende: N/A
  • Dauer: 14+ Jahre

Die CNSA (China National Space Administration) beschloss daraufhin, ein eigenes Programm zu starten. Schließlich startete Tianwen-1 am 23. Juli 2020 mit einer Rakete des Typs Langer Marsch 5 in Richtung Mars und erreichte diesen am 10. Februar 2021. Für Mai 2021 ist dann eine Landung geplant, bei der ein Rover in der Größe eines Golfcaddys auf der Oberfläche abgesetzt wird. Dieser soll unter anderem nach vorhandenen Erzen suchen. Der Orbiter verbleibt in der Umlaufbahn und wird als Relaisstation zur Kommunikation genutzt.  


Tiangong (天宫) – der Himmelspalast

Chinesischer Außenposten im All

Tiangong ist ein astronautisches Raumfahrtprogramm der VR China, das hierzulande jedoch relativ unbekannt sein dürfte. Der Name Tiangong bedeutet „Himmelspalast“, womit chinesische Raumstationen bezeichnet wurden. Erste Planungen für das Programm gab es bereits 1992, seit 1993 läuft es und es wurde auf der Expo 2000 in Hannover erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Tjangong 1 startete am 29. September 2011 in einen Erdorbit. Der Kontakt zur Raumstation ging allerdings am 2. April 2018 unerwartet verloren. Daraufhin kam zu einem ungeplanten Eintritt in die Erdatmosphäre und dem Absturz im Südpazifik. Tiangong 2 startete am 15. September 2016 und wurde am 19. Juli 2019 kontrolliert zum Absturz gebracht. Bei beiden Abstürzen waren die Raumstationen unbemannt. Die mit Tiangong 1 und 2 gemachten Erfahrungen sollen in die modulare chinesische Raumstation einfließen, welche ab Frühjahr 2021 aufgebaut werden soll. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant.

Flag of PR China
Tiangong (天宫)

VR China

  • Typ: Raumstation
  • Start: 1993
  • Ende: bis heute
  • Dauer: 28+ Jahre

Eine Station, 152.640 Namen

Der Benennung der Raumstation ging eine große PR-Aktion voraus. So wurden alle rund 1,4 Milliarden Chines:innen im April 2011 aufgefordert, Namensvorschläge einzureichen. Aus den 152.640 Vorschlägen wurden 30 in die nächste Runde gewählt, über die dann rund 20 Millionen Chines:innen online über die Top 10 abstimmten. Anschließend wählte eine Kommission daraus den finalen Namen aus, der vom chinesischen Staatsrat genehmigt und am 31. Oktober 2013 vom Büro für bemannte Raumfahrt bekannt gegeben wurde. Lange hielt sich der Name “Himmelspalast” jedoch nicht, denn seit 2018 wird er nicht mehr für die gesamte Raumstation verwendet. Stattdessen lautet die offizielle Bezeichnung seither “modulare Raumstation”. Die einzelnen Module hingegen werden weiterhin beschreibend bezeichnet.

  • Kernmodul: Tianhe – Himmlische Harmonie
  • Wissenschaftsmodul: Wentian – Himmelsbefragung
  • Weltraumteleskop: Xuntian – Himmelsdurchmusterung
  • Transportraumschiff: Tianzhou – Himmelsschiff

Artemis – die Zwillingsschwester

“Going to the Moon to stay”

2019 startete die NASA das nach Apollo zweite Raumfahrtprogramm, das Menschen zum Mond bringen soll. Der Name Artemis lässt sich von Apollo ableiten, denn in der griechischen Mythologie ist Artemis die Zwillingsschwester von Apollon.

Geplant war die Landung des “nächsten Mannes und der ersten Frau” (Wortlaut NASA) auf dem Mond für das Jahr 2024. Dass dieser Termin gehalten werden kann, scheint aktuell unwahrscheinlich. Grund hierfür sind unter anderem Verzögerungen bei der Konstruktion der für die Reise geplanten Rakete Space Launch System (SLS). Aber auch das zur Verfügung stehende Budget reicht laut NASA nicht aus, um den ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Ein großer Schritt, um den nächsten riesigen Sprung zu machen, war hingegen der erfolgreiche Test der vier RS-25-Triebwerke des SLS in einem so genannten Green Run Hot Fire Test am 18. März 2021.

Flag of the United States
Artemis

USA

  • Typ: Raumflug
  • Start: 03/2019
  • Ende: bis heute
  • Dauer: 4+ Jahre

Ein Programm mit neuen Rekorden

Missionsprofil der NASA-Mission Artemis II
geplanter Ablauf der Mission Artemis II

Im Rahmen der Mission Artemis II soll auch ein von Apollo 13 aufgestellter Rekord gebrochen werden. Denn bei diesem bemannten Flug soll die Crew zwar nicht auf dem Mond landen, ihn aber umrunden. Aufgrund der Flugbahn wären die Besatzungsmitglieder dann die am weitesten von der Erde entfernten Menschen überhaupt. Geplant ist der Start (ursprünglich) für August 2023. Danach soll dann Artemis III wieder Menschen auf die Oberfläche des Mondes bringen.

Ausbeutung von Weltraumressourcen erlaubt – Dank Artemis Accords

Mit den Artemis Accords schloss die NASA einen Vertrag mit den Teilnehmerstaaten der Mission, welcher auf dem Weltraumvertrag aufbauen soll. Laut dieses Vertrages soll es Unternehmen gestattet sein, Weltraumressourcen auszubeuten – was der Weltraumvertrag eigentlich verbietet und Kritik auslöste. Zu den Unterzeichnern des Vertrags gehören neben den USA Australien, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg und die Vereinigten Arabischen Emirate.


Chandrayaan (च्हन्द्रयान) – das Mondfahrzeug

Indien auf dem Weg zum Mond

Chandrayaan, was sich als Mondfahrzeug übersetzen lässt, ist ein indisches Raumfahrtprogramm, in dessen Zentrum die Erkundung des Mondes steht. Im Ausland ist es auch unter dem Namen Indian Lunar Exploration Programme bekannt. Eine erste Mission startete 22. Oktober 2008 und brachte eine Sonde zum Mond, die ihn zwei Jahre lang umkreisen sollte. Der Kontakt brach allerdings nach 312 Tagen und mehr als 3.400 Umrundungen ab. Im Jahr 2017 gab die NASA bekannt, dass sie durch die Kooperation mehrerer Radioteleskope die Sonde wieder gefunden hat und diese sich in einem Mondorbit befindet.

Am 22. Juli 2019 startete Chandrayaan 2, deren Missionsziel die weiche Landung eines Landers auf der Oberfläche war. Allerdings schlug dieses Vorhaben fehl und der Lander wurde bei der Landung zerstört. Der Orbiter umkreist hingegen – wie Chandrayaan 1 – weiterhin den Mond. Aktuell konzentriert sich die ISRO jedoch auf das – durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschobene – Indian Human Spaceflight Programme, das 2022/23 erstmals Inder:innen mit eigens entwickelter Technik ins All bringen soll.

Flag of India
Chandrayaan (च्हन्द्रयान)

Indien

  • Typ: Sonde
  • Start: 2008
  • Ende: bis heute
  • Dauer: 15+ Jahre

Was Namen in der Raumfahrt bedeuten – eine Erkenntnis

Die vorgestellten Namen sind natürlich nur ein Bruchteil der Raumfahrt. Neben Programmen werden auch Missionen, Technik, Raumfahrzeuge, Raketen, Weltraumteleskope und so weiter mit Namen versehen. Das gilt für staatliche Raumfahrtprogramme ebenso, wie für die von Privatunternehmen wir SpaceX, Blue Origin oder Virgin Galactic. Was sich anhand der Beispiele jedoch erkennen lässt: Namen werden nicht per Zufall vergeben. Manche mögen seltsam, antiquiert oder auch zu bedeutungsschwanger wirken. Doch mit der Namensgebung soll in nahezu allen Fällen auch eine Botschaft transportiert werden. Zum Beispiel, um einen Anspruch gegenüber anderen klar zu machen. Zudem kann man oftmals anhand des Namens ablesen, welches Ziel mit einem Programm verfolgt werden soll. So lassen sich mit ein wenig detektivischem Geschick auch Rückschlüsse bei Programmen ziehen, die einem bislang unbekannt sind.

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