ESA und NASA: Gemeinsam gegen Klimawandel
Published on Mi, 14.07.2021 – 20:55 CEST in Cooperations, covering ESADer Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, der die Menschheit derzeit gegenüber steht. Zwar beschlossen 195 Staaten am 12. Dezember 2015 in Paris, die Erwärmung der Erde deutlich unter 2° C zu halten. Doch um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können, ist eine Vielzahl an Daten als Grundlage erforderlich. Einen entscheidenden Faktor bilden dabei Daten, die aus der Beobachtung durch Satelliten gewonnen werden.
Um sicherzustellen, dass die Daten bestmöglich genutzt werden, vereinbarten ESA und NASA nun eine strategische Partnerschaft für die Erforschung der Erde und des Klimawandels. Formal unterzeichneten Josef Aschbacher (Generaldirektor der ESA) und Bill Nelson (Administrator der NASA) am 13. Juli 2021 eine entsprechende Absichtserklärung. Die gemeinsamen Anstrengungen bei geowissenschaftlichen Beobachtungen, Forschungen und Anwendungen sollen den Weg ebnen, eine globale Antwort auf den Klimawandel zu finden.
“Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, bei der alle Hände voll zu tun sind und die Maßnahmen erfordert – und zwar jetzt. Die NASA und die ESA sind führend im Weltraum und bauen eine beispiellose strategische Partnerschaft in der Geowissenschaft auf. Diese Vereinbarung wird den Standard für die zukünftige internationale Zusammenarbeit setzen, indem sie die Informationen liefert, die für die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels so wichtig sind, und hilft, die dringendsten Fragen der Geowissenschaften zum Nutzen der Vereinigten Staaten, Europas und der Welt zu beantworten und anzugehen.”
Bill Nelson, Administrator NASA
Dabei ist die Zusammenarbeit von ESA und NASA an sich kein Novum: Im Rahmen der kürzlich gestarteten Copernicus-Mission Sentinel-6 – mit der der Anstieg der Meeresspiegel überwacht werden soll – arbeiten die beiden Raumfahrtagenturen bereits zusammen. Auch bei den Feldmissionen in der Arktis gibt es bereits Kooperationen, um beispielsweise die jeweiligen CryoSat- und ICESat-Missionen zu validieren.
Die NASA hat den Klimawandel bereits im Mai 2021 auf ihre Agenda gesetzt und angekündigt, mit dem Earth System Observatory eine Reihe von Missionen zu entwickeln, deren Fokus die Erdbeobachtung ist. So sollen vor allem die Auswirkungen von Katastrophen verringert und zum Beispiel Waldbrände besser erkannt (siehe dazu auch OroraTech) oder auch landwirtschaftliche Prozesse wie die Ernte in Echtzeit unterstützt werden.
“Zweifellos ist der Weltraum der beste Ort, um den Klimawandel zu beobachten und zu erfassen, aber die Bündelung der Kräfte ist auch der Schlüssel zur Bewältigung dieses globalen Problems. Aus diesem Grund ist die heutige Vereinbarung zwischen unseren Organisationen so entscheidend. Das Timing ist ebenfalls wichtig, insbesondere mit Blick auf die COP26-Klimakonferenz in diesem Jahr, auf der wir die Chance haben, den Weltraum zu einem integralen Bestandteil der Lösung zu machen, wenn es um die Eindämmung des Klimawandels geht.”
Josef Aschbacher, Generaldirektor ESA
Die Zusammenarbeit zwischen ESA und NASA soll jedoch noch weiter ausgebaut werden. Unter anderem mit einer Gravitationsmission, deren Ziel es ist, ein besseres Verständnis des Wasserkreislaufes auf der Erde zu erlangen. Diese ist bereits in Planung, wann sie umgesetzt wird, ist derzeit aber noch offen.
Hintergrund: Eindämmung des Klimawandels durch Emissionsminderung
Auf der Weltklimakonferenz in Paris (COP21) einigten sich die Staaten sich auf
- ein langfristiges Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen;
- das Ziel, den Anstieg auf 1,5°C zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich vermindern würde;
- die Notwendigkeit, so bald wie möglich den weltweiten Scheitelpunkt der Emissionen zu erreichen, wobei den Entwicklungsländern hierfür mehr Zeit eingeräumt wird;
- dahingehende Anstrengungen, danach rasche Emissionssenkungen im Einklang mit den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen herbeizuführen, um in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen Emissionen und Abbau herzustellen.
Die EU – und damit ihre Mitgliedsstaaten – haben das Abkommen am 5. Oktober 2016 formell ratifiziert. Damit konnte es am 4. November 2016 in Kraft treten. Zwischenzeitlich waren die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump aus dem Abkommen ausgetreten, traten kurz nach Amtsantritt von Joe Biden jedoch wieder bei. Die nächste UN-Klimakonferenz (COP26) wurde pandemiebedingt auf die Zeit vom 1. November bis zum 12. November 2021 verschoben und findet im schottischen Glasgow statt.
via ESA, Europäische Kommission