ESA will bis 2030 Entstehung von Weltraumschrott vollständig verhindern
Published on Mo, 16.01.2023 – 10:41 CET in Politics, covering ESAIn den kommenden Jahren sollen mehr als 10.000 neue Satelliten in den Erdorbit gebracht werden. Damit wird es besonders auf den niedrigeren Umlaufbahnen zunehmend enger. Unzählige Trümmerteile verknappen den zur Verfügung stehenden Platz zusätzlich. Als Reaktion auf die katastrophale Verschlechterung der Situation hat die ESA den “Zero Debris Approach” initiiert.
Experten zufolge wurde hinsichtlich des Weltraumschrotts der “Point of no return” bereits erreicht. Das bedeutet, dass die Anzahl der Trümmer selbst dann weiter zunehmen wird, wenn der Start von Objekten in den Weltraum völlig eingestellt werden würde. Das jedoch scheint ebenso unwahrscheinlich, wie noch vor 100 Jahren eine Mondmission. Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Entstehung von Trümmerteilen in wichtigen Umlaufbahnen vollständig zu verhindern.
Studie als Ausgangsbasis für weniger Weltraumschrott
Bereits im Herbst 2022 wurde in der Concurrent Design Facility (CDF) im technischen Zentrum der ESA (ESTEC) eine Studie durchgeführt. An dieser nahmen Vertreter:innen der ESA-Programme Erdbeobachtung, Navigation, Technologie, Telekommunikation und integrierte Anwendungen, Wissenschaft und Raumtransport teil. Ebenso anwesend waren Vertreter:innen der Industrie und der Betreiber sowie rund 270 weitere Expert:innen der ESA, der Industrie, von Regierungsstellen und Hochschulen als Beobachter:innen.
Die Studie verfolgt u.a. die Ziele, ein möglichst genaues Lagebild zu schaffen, Empfehlungen zu erarbeiten, einen ersten Fahrplan der erforderlichen Maßnahmen zu erstellen sowie einen Zeitplan für die schrittweise Einführung vorzulegen. Zudem empfiehlt sie u.a. eine obligatorische aktive Trümmerbeseitigung, die Räumung wichtiger Orbits innerhalb von 5 Jahren nach Missionsende und eine verbesserte Kollisionsvermeidung. Im Rahmen der ESA-Initiative “Clean Space” werden bereits Technologien entwickelt, um sicherzustellen, dass ESA-Satelliten das Ende ihrer Lebensdauer zuverlässig erreichen können, ohne Trümmer zu produzieren (in der Regel durch Deorbit oder Reorbit).
Um die aktive Entsorgung von Satelliten zu ermöglichen, arbeitet zum Beispiel HPS an entsprechenden Technologien. Erst Mitte Dezember 2022 gab das Unternehmen bekannt, dass das von ihm entwickelte Bremssegel ADEO seinen ersten Test im All bestanden hat.
Technische Empfehlungen zur Umsetzung des “Zero Debris-Ansatzes”
Empfehlung | Aktivitäten |
---|---|
Definition wichtiger Orbits |
|
Garantie für erfolgreiche Entsorgung |
|
Verbesserung der orbitalen Freigabe |
|
Vermeidung von Kollisionen in der Umlaufbahn |
|
Vermeidung interner Brüche |
|
Vermeidung der vorsätzlichen Freisetzung von Weltraumschrott |
|
Verbesserung der Risikobewertung für Unfälle am Boden |
|
Sicherstellung eines dunklen und ungestörten Himmels |
|
* endgültige numerische Werte müssen konsolidiert werden |
Die Entstehung von Weltraumschrott bis 2030 vollständig zu vermeiden, ist ein hehres Ziel. Um es zu erreichen, sollen im nächsten Schritt sowohl Studien als auch die technische Entwicklung beginnen. Geplant ist, die erforderlichen Technologien und Normen innerhalb der nächsten sieben Jahre zur Verfügung stellen zu können.