OroraTech erweitert Series-A-Runde um 15 Millionen Euro
Published on Mi, 30.11.2022 – 12:00 CET in Financials, covering OroraTechSeit Januar 2022 befindet sich der Satellit FOREST-1 im Orbit. Dort soll der Cubesat Daten zur Früherkennung von Waldbränden erheben. Wie sich zeigt, funktioniert die von OroraTech entwickelte Technik zuverlässig. Nun gaben Investoren grünes Licht für den Ausbau der Kapazitäten.
Bereits im Mai 2023 soll eine zweite Wärmebildkamera ins All starten. Auf die dafür notwendigen finanziellen Mittel kann OroraTech dank einer erfolgreichen Erweiterung der Series-A-Runde zurückgreifen. Wie das Münchner Unternehmen am Mittwoch mitteilte, investieren private und öffentliche Geldgeber insgesamt weitere 15 Millionen Euro. Angeführt wurde die Investitionsrunde vom belgischen Impact-Investor Edaphon. So sollen Unternehmen unterstützt werden, die skalierbare Lösungen mit leistungsstarken Teams und einer nachgewiesenen positiven Wirkung kombinieren. Der 2015 gegründete Fonds fördert die Dekarbonisierung und Biodiversität durch Investitionen in natürliche CO2-Senken (Wälder, Moore, Grasland) und die Wiederherstellung wichtiger Ökosysteme.
Weiterhin beteiligt sind zudem die bestehenden Investoren Findus Ventures, Ananda Impact Ventures, Wachstumsfonds Bayern 2, ConActivity, APEX Ventures, SpaceTec Capital sowie die Industrieexperten Ingo Baumann und Clemens Kaiser. Zusätzliche Gelder wurden durch Aufträge und Förderungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und des Freistaates Bayern eingesammelt.
© OroraTech
Dass sich mit Edaphon ein weiterer Investor gefunden hat, freut auch Thomas Grübler, CEO von OroraTech: “Ich bin sehr stolz darauf, was wir innerhalb eines Jahres erreicht haben. Wir haben unsere erste Kamera ins All gebracht, die selbst unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat und weltweit einzigartig ist. Mit der zusätzlichen Finanzierung werden wir unsere zweite Kamera in den Orbit bringen und unsere Expansionsstrategie in weitere Anwendungsfelder beschleunigen.” Mit dem Aufbau einer eigenen Satelliten-Konstellation will OroraTech deutlich mehr Messungen als bisher machbar ermöglichen. Schon ab 2024 soll alle 12 Stunden die Temperatur an jedem Punkt der Erde gemessen werden, ab 2026 dann sogar alle 30 Minuten. Die Daten sollen dann genutzt werden, um gezielter Entscheidungen im Umgang mit den Folgen des Klimawandels treffen zu können.
1,5 Grad-Ziel ist unrealistisch – Lösungen dringlicher denn je gefragt
Auf der UN-Klimakonferenz COP27 in Scharm El-Scheich (6.-18. November 2022) zeigte sich, dass Eile dringend geboten ist. Denn das 2015 im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossene Ziel, die menschengemachte Erderwärmung auf 1,5° C zu begrenzen, ist realistisch betrachtet nicht mehr zu erreichen. Dadurch wird es noch schwieriger, die ebenfalls 2015 verabschiedeten 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) zu erreichen.
Mit der Erwärmung der Erdatmosphäre häufen sich auf der einen Seite Unwetter wie Starkregen oder Stürme, zudem nimmt deren Intensität zu. Andererseits fehlt dringend benötigter Regen, der nicht nur Ernteausfälle zur Folge hat, sondern auch das Risiko von Wald- und Buschbränden steigert. Wie dramatisch die Lage bereits ist, zeigte sich in diesem Jahr auch in Deutschland. Seit 2018 herrscht eine Dürreperiode, in deren Folge Böden ausgetrocknet und Bäume verdorrt sind. Schon kleinste Funken führten zu großflächigen Waldbränden, die tagelang auf etlichen Hektar wüteten. Ein für den Klimawandel ein nicht unerheblicher Punkt. Denn wenn Holz verbrennt, wird das von ihnen gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Von den globalen Treibhausgasemissionen werden rund 17 bis 20 Prozent durch Waldbrände verursacht. Auf finanzieller Seite wiegen die Schäden mit geschätzten 10 Milliarden Dollar ebenfalls schwer.
OroraTech verzeichnet steigende Nachfrage nach verlässlichen Erdbeobachtungsdaten
So verwundert es nicht, dass sich OroraTechs “Wildfire Intelligence Solution” starker Nachfrage erfreut und bereits weltweit eingesetzt wird. Mehr als 100.000 Brände werden täglich erkannt und so mehr als 160 Millionen Hektar Wald geschützt. Das entspricht in etwa der Größe von Frankreich, Deutschland, Polen, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Belgien.
Der derzeitige Service hat jedoch noch eine entscheidende Schwachstelle: Die Umlaufbahnen der derzeit im Erdorbit befindlichen Satelliten. Dadurch sind die Beobachtungsfenster nicht nur kurz, sondern auch selten. So überfliegen beispielsweise die Sentinel-Satelliten einen beliebigen Punkt auf der Erde nur alle fünf Tage – zu selten, um Wald- und Buschbrände frühzeitig zu erkennen. Ein weiterer Nachteil ist die Überflugzeit. Denn während die Satelliten die Temperatur vor dem Mittag messen, brechen Feuer in den meisten Fällen am Nachmittag aus. Ein wesentlicher Punkt, auf den OroraTech mit einer eigenen Konstellation abzielt.
Shanghai, 15. November 2022. Das thermische Infrarotbild rechts wurde von OroraTechs erster Kamera FOREST-1 aus dem Weltraum aufgenommen. Es zeigt große Straßen im Stadtgebiet der Stadt und mehrere Stellen, die auf Abwärme entlang der Küste hinweisen. Der linke Teil des Bildes zeigt Shanghai durch die Augen von OroraTechs Wildfire Solution (WFS). WFS erkennt nicht nur Waldbrände, sondern auch andere Wärmequellen am Boden, wie in diesem Fall ein Zementwerk. Quelle: OroraTech
An dessen Realisierung arbeitet ein stetig wachsendes, internationales Team. Neben dem Hauptsitz in München ist OroraTech mittlerweile auch in Luxemburg, Kanada und den USA präsent. Und das aus gutem Grund. Denn vor allem in den Vereinigten Staaten wüten regelmäßig verheerende Waldbrände. Höchste Zeit also, dass das Münchner Unternehmen seinen nächsten Satelliten ins All schickt. Mit dem jetzt eingeworbenen Kapital könnte so zumindest mit einigen der Folgen des Klimawandels ein besserer Umgang möglich werden.