OroraTech beschleunigt Entwicklung seiner FOREST-Satelliten-Konstellation

Diese Space News wurde veröffentlicht am Do, 29.09.2022 – 17:02 CEST und berichtet über OroraTech
Dieser Beitrag in aller Kürze
OroraTech will die gesamte Brandbekämpfung digitalisieren und die Früherkennung von Wald- und Buschbränden deutlich verbessern
Seit Januar befindet sich der Demonstrator FOREST-1 im All und hat die Funktionalität der Technik bewiesen
Mit der erfolgreichen Prüfung im Rahmen des InCubed-Programms wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein zum Aufbau einer eigenen Konstellation geschafft
Bis 2024 sollen Überflüge alle 12 Stunden möglich sein, 2026 sogar alle 30 Minuten

Ein erheblicher Treiber der Klimaerwärmung sind Waldbrände. Denn sie verursachen nicht nur Schäden in Milliardenhöhe, sondern setzen auch enorme Mengen CO2 frei. Je früher sie also erkannt und bekämpft werden können, desto besser. Ermöglichen soll dies die FOREST-Satelliten-Konstellation von OroraTech. Nun konnte das Münchner-Startup eine wichtige Prüfung im Rahmen des InCubed-Programms der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) abschließen. Dadurch könnte der CubeSat FOREST-3 schneller als gedacht ins All fliegen. Bis 2026 sind dann Überflüge aller 30 Minuten geplant.

Die ganze Geschichte

Bereits im Januar 2022 startete OroraTechs erster Thermal-Infrarot-Satellit FOREST-1 ins All. Der Demonstrator war eine der zahlreichen Nutzlasten der SpaceX Transporter 3-Mission. Die Umlaufbahn des etwa schuhkartongroßen Satelliten (6U Cubesat) befindet sich in einer Höhe von 525 km (± 25 km). Von dort aus sollte er beweisen, dass auch aus dieser Entfernung Feuer zuverlässig erkannt werden können. Im Juni 2022 gab das Team um Björn Stoffers (CCO), Rupert Amann (Head of Satellite Development), Florian Mauracher (Head of Product Development) und Thomas Grübler (CEO) bekannt, dass die Mission erfolgreich sei.

Thermometer des Planeten Erde – die FOREST-Satelliten

FOREST-1 ist der erste Satellit seiner Art, der eine Wärmebildkamera, eine Kamera im mittleren Infrarot und eine Kamera im sichtbaren Bereich in einem kompakten Design kombiniert. Außerdem verfügt er über eine Grafikverarbeitungseinheit (GPU), mit der Daten direkt im Weltraum verarbeitet werden und dank eines Inter-Satelliten-Modems in Echtzeit zur Erde gesendet werden können. Ein weiteres Highlight: Eine Kühlung ist aufgrund des Designs nicht notwendig.

FOREST-3 soll dann mit noch ausgereifterer Technik arbeiten. Überwacht werden drei Kanäle im thermischen Infrarot (TIR), zudem gibt es ein optisches Bildgebungselement. Die GPU ermöglicht es, Bilder direkt im Orbit zu kombinieren. Dieser technologische Ansatz eignet sich darüber hinaus nicht nur zur Früherkennung von Wald- und Buschbränden, sondern kann auch in der Landwirtschaft und städtischen Wärmeversorgung eingesetzt werden.

Unser derzeitiges Ziel ist es, die gesamte Brandbekämpfung zu digitalisieren, um den Einsatzorganisationen möglichst genaue Daten als Entscheidungsgrundlage zu liefern.

Martin Langer, CTO OroraTech

Früherkennung statt Materialschlacht

Interesse an der Technologie und den Services von OroraTech haben auch Versicherer. Und das aus gutem Grund: Im Jahr 2022 wüteten weltweit verheerende Waldbrände. Auch in Deutschland brannten hunderte Hektar Land, vor allem im Osten der Republik. Eine der Folgen ist eine hitzige Debatte über die Bewirtschaftung von Nationalparks. So stand und steht zum Beispiel die Frage im Raum, ob man sich vom Konzept, Totholz möglichst im Wald zu belassen, verabschieden solle. Auf der anderen Seite sollen Feuerwehren besser ausgestattet werden. In Mitteldeutschland denkt man mittlerweile laut darüber nach, eigene Löschflugzeuge anzuschaffen. Grundlage für einen effektiven Löscheinsatz sind jedoch valide Daten. Erdbeobachtung (Earth Observation, EO) bietet hier einen besonderen Vorteil, da große und unzugängliche Gebiete überwacht werden können.

Insofern kommt die erfolgreiche Prüfung im Rahmen des InCubed-Programms keine Sekunde zu früh. “Das InCubed-Programm der ESA legt den Grundstein für den weiteren Erfolg unserer Satelliten, die unerlässlich sind, um die derzeitigen Datenlücken zu schließen und ebnet den Weg für die Ausweitung der eigenen Satellitenproduktion. Der Beitrag der ESA-Experten ist dafür entscheidend,” betont Martin Langer. Er sei sehr zufrieden mit OroraTechs Fähigkeit, die engen Fristen einzuhalten. So konnte die erste Phase des ESA InCubed-Programms mit der PDR (“preliminary design review”) in weniger als acht Monaten abgeschlossen werden. Damit könnte innerhalb von zwei Jahren nach dem Start der Aufbau der Konstellation beginnen. Im Jahr 2024 sollen dann Überflüge im Abstand von 12 Stunden möglich sein, 2026 soll die Zeitspanne gar auf 30 Minuten sinken.

Hintergrund zu InCubed (Investition in industrielle Innovation) und Φ-lab

InCubed steht für “Investing in Industrial Innovation” (Investition in industrielle Innovation) und ist ein öffentlich-privates Partnerschafts-Kofinanzierungsprogramm, das vom Φ-lab der ESA geleitet wird. Es konzentriert sich auf die Entwicklung innovativer und kommerziell tragfähiger Produkte und Dienstleistungen, die den Wert von Erdbeobachtungsbildern und -datensätzen ausschöpfen. Das Programm ist sehr breit gefächert und kann zur Kofinanzierung von Satellitenbau, Bodenanwendungen und allem, was dazwischen liegt, oder zur Entwicklung neuer EO-Geschäftsmodelle genutzt werden.

Die Aufgabe des Φ-lab der ESA besteht darin, die Zukunft der Erdbeobachtung (EO) durch transformative Innovationen zu beschleunigen. Damit gemeint sind Innovationen, die ganze Branchen durch neue Technologien völlig umgestalten oder neu schaffen. Ziel ist es, die weltweit führende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen EO-Industrie und -Forschung zu stärken.

Header Bild: Free Footage
Verfasst von M. Weissflog

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modified Sentinel data (2022), processed by ESA, CC BY-SA 3.0 IGO
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