“The Sätellite” – Raumfahrt made in The LÄND
Published on Mi, 15.02.2023 – 06:15 CET in Politics, covering VerwaltungBaden-Württemberg ist einer der wichtigsten Raumfahrtstandorte Deutschlands. Passend zur aktuellen Imagekampagne “The LÄND” erhielt Ministerpräsident Winfried Kretzschmann (Grüne) bei einem Besuch der Universität Stuttgart einen Aufkleber mit der Aufschrift “The Sätellite”. Hinter dem vermeintlichen Spaß steckt jedoch eine ernste Angelegenheit.
Fachkräftemangel könnte Raumfahrtindustrie ausbremsen
Wie die Staatsregierung Baden-Württembergs mitteilt, erzielt die Luft- und Raumfahrtbranche im Bundesland 4,8 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Damit stellt sie einem besonders wichtigen Wirtschaftszweig dar. Für eine eigene Raumfahrtstrategie stellt Baden-Württemberg im Doppelhaushalt 2023/24 rund 4,5 Millionen Euro bereit. Sinnvoll investiertes Geld, wie es scheint.
Dennoch wird auch diese Branche nicht vom Fachkräftemangel verschont. Vor allem Ingenieur:innen fehlen, sie zu gewinnen ist jedoch nicht einfach. Setzt sich der Trend fort, könnten die deutschen Ambitionen in der Raumfahrt bald jäh gebremst werden. Bei einem Besuch an der Universität Stuttgart verschaffte sich Kretzschmann jetzt selbst ein Bild von der Lage – und informierte sich dabei auch über Satelliten und Weltraumschrott. Im Zuge dessen erhielt er von Student:innen einen Aufkleber mit der Aufschrift “The Sätellite”.
Internationaler Botschafter für Raumfahrt “Made in The LÄND”
Gestaltet wurde er von der Studentischen Kleinsatellitengruppe der Universität Stuttgart (KSat). Der Verein entwickelt gemeinsam mit dem Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart einen eigenen 3U-Cubesat. Unterstützung für die Entwicklung des Stuttgart Operated University Research Cubesat for Evaluation and Education, kurz SOURCE, gibt es im Rahmen der ESA-Initiative “Fly your Satellite!” SOURCE befindet sich aktuell in Phase D des Entwicklungszyklus. Insgesamt 30 Monate haben die Student:innen für das Bauen (D1, 6-18 Monate) und Testen (D2, 6-12 Monate) des nur 10 x 10 x 36 cm großen Satelliten Zeit. Bis zum geplanten Start Anfang 2024 haben die angehenden Raumfahrtprofis noch alle Hände voll zu tun. Und sobald er im All ist, muss der Satellit betrieben werden – laut ESA mindestens 6 Monate lang.
Das dürfte auch Kretzschmann beeindruckt haben. “Wir wollen den Luft- und Raumfahrtstandort in Baden-Württemberg noch sichtbarer machen und setzen da einen neuen Schwerpunkt drauf“, sagte der 74-Jährige. SOURCE dürfte bei diesem Vorhaben kräftig unter die Arme greifen, denn er ist nach Vereinsaussage “als internationaler Botschafter für ‘Raumfahrt made in The LÄND’ auf Raumfahrtkongressen, der Expo Dubai und in der Forschung zu finden.” Der neueste PR-Stunt wird sein Übriges tun. Doch ob sich dadurch wirklich neue Fachkräfte gewinnen lassen, wird sich erst noch zeigen müssen.