contains modified Copernicus Sentinel data (2019), processed by ESA, CC BY-SA 3.0 IGO

constellr und Exolaunch unterzeichnen Multi-Launch-Vertrag

Diese Space News wurde veröffentlicht am Do, 02.03.2023 – 14:29 CET und berichtet über Exolaunch

Mit der Technologie des Freiburger NewSpace-Startups constellr könnte der Wassereinsatz in der Landwirtschaft künftig drastisch reduziert werden. Doch damit Smart Farming auch im großen Stil zuverlässig eingesetzt werden kann, braucht es Satelliten im Orbit. Beim Aufbau der Microsatelliten-Konstellation HiVE spielt das Startdienstleistungs- und Missionsmanagement-Unternehmen Exolaunch eine entscheidende Rolle.

Die ganze Geschichte

Eine der Folgen des Klimawandels sind Starkwetterereignisse – Unwetter. Dazu zählen nicht nur sintflutartige Regenfälle, sondern auch deren genaues Gegenteil, das Ausbleiben von Niederschlag. Von der breiten Bevölkerung weitgehend unbemerkt herrscht in Deutschland seit 2018 eine Dürreperiode. In der Folge steigt die Wahrscheinlichkeit von Waldbränden ebenso wie von Ernteausfällen. Um die immer kostbarer werdende Ressource Wasser sinnvoll einzusetzen, will constellr mit seiner Satelliten-Konstellation HiVE (High-Resolution Vegetation) die Agrarindustrie unterstützen. Dafür entwickelte das Freiburger Unternehmen gemeinsam mit dem Fraunhofer EMI, Fraunhofer IOF, SpaceOptix und IR Nova das Kamerasystem LisR. Ein Technologie-Demonstrator befindet sich bereits seit 2022 auf der Japanese Experimental Platform Exposed Facility (JEM-EF) der Internationalen Raumstation ISS.

constellr fliegt mit SpaceX in den SSO

Bereits im Dezember 2022 gab constellr bekannt, zahlreiche Verträge zum Aufbau der HiVE-Konstellation geschlossen zu haben. Unter anderem mit der Europäischen Weltraumagentur ESA, dem Nutzlasthersteller OHB, dem Satellitenbauer Kongsberg NanoAvionics, dem Fraunhofer EMI und Exolaunch. Die ersten beiden Satelliten der Konstellation sollen 2024 in einen sonnensynchronen Orbit gebracht werden. Der Start wird voraussichtlich mit einer Falcon 9 von SpaceX erfolgen.

Wie constellr mitteilt, fiel die Wahl auf Exolaunch als Launch-Provider unter auch wegen deren Zuverlässigkeit. Das weltweit tätige Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin hat bisher 18 Missionen erfolgreich durchgeführt und so insgesamt 269 Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht. Das innovative Trennsystem CarboNIX kam bei elf Missionen zum Einsatz und setzte 49 Kleinsatelliten frei. Die Konstruktion sorgt dabei für eine stoßarme Trennung, die die beiden operationellen Satelliten möglichst behutsam in ihren Zielorbit bringen soll.

Premiere: LWIR in Mikrosatelliten

Das ist auch dringend angeraten, immerhin sind beide Mikrosatelliten mit hochmodernen, kryogekühlten Langwellen-Infrarot-Instrumenten (LWIR) ausgestattet – die zum ersten Mal überhaupt in einem Mikrosatelliten verbaut sind. Mit dieser Technologie ist constellr in der Lage, die Temperatur der Landoberfläche der Erde mit bisher unerreichter Präzision zu messen. Entsprechend groß ist die Vorfreude beim NewSpace-Startup. “Unser gesamtes Team freut sich darauf, mit den Startvorbereitungen fortzufahren, und diese Multi-Launch-Vereinbarung ist ein großer Meilenstein in unserer Konstellationsentwicklung und -aufstellung”, sagt Dr. Riccardo Benvenuto, HiVE-Programmdirektor bei constellr.

Sofern beim Start alles gut geht, wird die Menschheit ab 2024 über ein weiteres Tool verfügen, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Zwar wird die Erderwärmung durch Satelliten im All nicht aufgehalten. Doch mit den gewonnenen Daten kann die Agrar-Industrie die immer knapper werdende Ressource Wasser gezielter einsetzen. Und so lassen sich bestenfalls Ernteausfälle vermeiden und der Hunger auf der Welt bekämpfen.

Header Bild: contains modified Copernicus Sentinel data (2019), processed by ESA, CC BY-SA 3.0 IGO
Verfasst von M. Weissflog