Studie über Recycling von Weltraumschrott
Published on Fr, 15.10.2021 – 22:52 CEST in R&D, covering Orbit RecyclingAm 4. Oktober 1957 startete mit Sputnik I das erste von Menschen geschaffene Objekt ins Weltall. Dem Satelliten folgten unzählige Missionen ins All, die bis heute rund 9.000 Tonnen an Weltraumschrott hinterlassen haben. Ein Rohstoff, den das Berliner Unternehmen Orbit Recycling für künftige Mondmissionen nutzen will.
Mehr als 150 Seiten ist die Studie lang, die Frank Koch von Orbit Recycling geschrieben hat. Ihr Titel: “A Business Case for Space Debris”. Das Extrakt (Executive Summary) seiner “Analyse des Recyclingpotenzials von Weltraumschrott zur Bereitstellung von Rohstoffen für Konstruktionen auf dem Mond” ist nun auf der NEBULA-Website der Europäischen Raumfahrtagentur ESA veröffentlicht worden.
Für sein Meisterstück, wie Koch es nennt, arbeitete der Berliner mit einem Netzwerk aus zahlreichen Partnern zusammen. Mit dabei sind Universitäten, Forschungsinstitute und Observatorien. Gemeinsam untermauern sie die These, dass das Recycling von Weltraumschrott technisch machbar ist. Demnach sollte dieser nicht nur als Bedrohung der modernen Raumfahrt betrachtet, sondern dessen Wert als Rohstoffquelle erkannt werden.
Von besonderem Interesse ist Aluminium, das für den Bau zukünftiger Mondstationen relevant ist. Durch die Verwendung bereits im Orbit befindlicher Teile aus diesem Leichtmetall könnten die Kosten dafür drastisch gesenkt werden. Zwar schlügen pro Kilogramm recyceltem Aluminium immer noch 150.000 Euro zu Buche, ist im Vergleich zu kleinen kommerziellen Landern, dem European Large Logistic Lander oder einer SLS-Mission (Space Launch System) der NASA jedoch günstig.
System | Recycling | kleiner kommerzieller Lander | European Large Logistic Lander | SLS-Mission |
---|---|---|---|---|
Kosten / kg | 150.000 EUR | 1.000.000 EUR | 503.000 EUR | 200.000 EUR |
Quelle: Orbit Recycling
Wie die Studie zeigt, ließen sich durch Recycling kostspielige Materialtransporte ins All vermeiden. Das Verfahren könnte vor allem als Zwischenlösung genutzt werden, bis die ISRU-Technologie (In-Situ-Resource-Utilization, Nutzung der Ressourcen vor Ort) auf dem Mond verfügbar ist. Wie genau das Recycling und die anschließende Verwendung des Aluminiums funktionieren könnte, zeigt eine Animation von Orbit Recycling.
via Orbit Recycling, ESA