Vyoma und Atos schließen Partnerschaft
Published on Fr, 08.04.2022 – 08:51 CEST in Cooperations, covering VyomaRund 5.000 Satelliten befinden sich mittlerweile (Stand April 2022) im Orbit. Mit dem Aufbau von Satellitenkonstellationen sollen in den nächsten Jahren etliche Tausend hinzukommen. Dies ist wichtig für die Erdobservation, für die Kommunikation und auch für die Navigation. Doch trotz der unendlichen Weite des Weltalls wird es damit vor allem im erdnahen Orbit zunehmend enger. In der Folge steigt die Gefahr von Kollisionen mit anderen Satelliten, aber auch mit Weltraumschrott. Vyoma hat sich vorgenommen, dies durch Vor-Ort-Beobachtung zu vermeiden. Dafür setzt das Start-up nun auf die Zusammenarbeit mit dem international tätigen IT-Dienstleister Atos SE.
Space Situational Awareness – oder: Was ist eigentlich los im Orbit?
Viele Jahre lang spielte die Entsorgung von Satelliten nach Ende ihrer Betriebsdauer eine nur untergeordnete Rolle. Sie gezielt zu entsorgen war entweder zu teuer oder technisch schlichtweg nicht möglich. Diese Nachlässigkeit vergangener Zeiten ist heute ein großes Problem für die Raumfahrt im Allgemeinen. Zwar gibt es bis heute keine verbindlichen Vorgaben, wann ausgediente Technik aus den besonders wichtigen Umlaufbahnen entfernt werden muss, doch immerhin gibt es Selbstverpflichtungen der Hersteller und Betreiber.
Für viele im Orbit befindliche Objekte kommt dies jedoch zu spät, sodass der Worst Case bereits eingetreten ist: Am 10. Februar 2009 kollidierten die beiden Satelliten Kosmos 2251 und Iridium 33 in knapp 800 Kilometer Höhe. Im März 2021 wurde der chinesische Satellit Yunhai 1-02 von Überresten einer russischen Rakete getroffen. Zu allem Überfluss testete Russland am 15. November 2021 eine Anti-Satelliten-Waffe und zerstörte dabei den eigenen Satelliten Kosmos 1408. Allein die bei diesen drei Vorfällen erzeugten Trümmerteile steigern das Kollisionsrisiko für funktionierende Technik enorm.
Vyoma löst das Problem der genauen Beobachtung in Echtzeit
Mittlerweile gehören Ausweichmanöver von Raumstationen und Satelliten zum Alltag der Betreiber. Oftmals lassen sich bevorstehende Kollisionen erst so spät erkennen, dass sie nur um Haaresbreite vermieden werden können. Das Hauptproblem ist hierbei die zuverlässige Beobachtung von vor allem kleinen Trümmerteilen. Von der Erde aus lassen sie sich erst ab einer bestimmten Mindestgröße erkennen, zudem beeinflussen die Position und das Wetter die Beobachtung. Vyomas Ansatz ist es, dem mit eigenen Satelliten und einem globalen Netzwerk aus bodengestützten Sensoren etwas entgegenzusetzen. Entscheidend ist dabei Vyomas Fähigkeit zur Kalibrierung von Atmosphärenmodellen. So erstellt das deutsche Start-up in Echtzeit ein Weltraumlagebild, wodurch sich Flugbahnvorhersagen mit einer bisher nicht möglichen Präzision erstellen lassen.
Atos verantwortet das Datenmanagment
Die Daten werden anschließend Kunden zur Verfügung gestellt, damit diese entsprechende Manöver ihrer im Orbit befindlichen Technik planen können. Das dafür notwendige Datenmanagementsystem liefert und betreibt Atos. Der Weltkonzern mit Hauptsitz im französischen Bezons (bei Paris) sorgt dafür, dass die Daten entsprechend des Kundenbedarfs verarbeitet und gespeichert werden. Da Satelliten zur kritischen Infrastruktur gehören, ist ein Höchstmaß an Cybersicherheit für Daten und Anwendungen unverzichtbar. Laut Unternehmensangaben unterstützt Atos bereits seit 20 Jahren Satellitenbetreiber mit einem umfassenden Produkt- und Dienstleistungsportfolio. Unter anderem mit der effizienten Auswertung umfangreicher Erdbeobachtungsdaten, dem Management von Interferenzen und Carriern, dem Testen elektrischer Subsysteme und dem Betrieb vielseitiger, automatisierter Missionskontrollsysteme.
Großkonzern und Start-up ziehen an einem Strang
Die Partnerschaft zwischen Atos und Vyoma ist nicht nur hinsichtlich des gemeinsamen Vorhabens beachtlich. Denn letztlich treffen hier Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Atos SE als börsennotierter französischer IT-Dienstleister erwirtschaftet mit seinen weltweit circa 110.000 Mitarbeiter:innen einen Jahresumsatz von rund 12 Milliarden Euro. Vyoma hingegen ist ein Startup mit nur gut einem Dutzend Mitarbeitenden. In anderen Branchen ist es durchaus üblich, dass sich große Konzerne durch Übernahme die in einem Start-up befindliche Expertise ins eigene Haus holen. Alphabet (Google) und Meta (Facebook) sind dafür die wohl bekanntesten Beispiele. Zwingend besser werden die ursprünglichen Ideen der Gründer:innen dadurch jedoch nicht. Insofern ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe – unabhängig der Unternehmensgrößen – sicher der bessere Weg. Das gilt umso mehr unter dem Gesichtspunkt, als dass ein vermüllter Orbit die Raumfahrt nachhaltig negativ beeinflussen wird. Und zwar für Alle.
via Atos, Vyoma