U.S. Space Force für Europa und Afrika in Dienst gestellt
Published on Sa, 09.12.2023 – 13:38 CET in Politics, covering U.S. Space ForceDas Space Race der 1960er Jahre war eindeutig politischer Natur. Mit Ende des Kalten Krieges und der zunehmenden Kommerzialisierung der Raumfahrt schien eine gänzlich neue Zeit angebrochen zu sein. Doch die derzeitigen geopolitischen Veränderungen wirken sich auch bis in den Weltraum aus. In einer feierlichen Zeremonie wurde am 8. Dezember 2023 das U.S. Space Forces Europe and Africa Component Command aktiviert. Das ständige Hauptquartier befindet sich auf der Ramstein Air Base in Rheinland-Pfalz.
Als die Raumfahrt noch in den Kinderschuhen steckte, wurde sie maßgeblich von Militärs geprägt. Das mag aus heutiger Sicht Grund für Kritik sein, doch viele entscheidende Missionen wären ohne die umfangreichen Budgets aus Verteidigungshaushalten schlicht unmöglich gewesen. Ende des letzten Jahrhunderts schien die Euphorie über die Eroberung des Weltraums dann verflogen zu sein, es herrschte mehr oder minder Katerstimmung. Vor allem aber fehlte es an Ideen, warum die Menschheit überhaupt Raumfahrt betreiben sollte – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen.
Neuen Schwung brachte erst die Kommerzialisierung der Raumfahrt, mit der der Transport von Nutzlasten in den Erdorbit deutlich günstiger wurde. Damit war die Grundlage für zahlreiche neue Anwendungsbereiche gelegt. Heute umkreisen rund 9.000 funktionierende Satelliten die Erde und ermöglichen Navigation, Kommunikation und Observation – zum größten Teil zur zivilen Nutzung. Der Vormarsch weltraumgestützter Technologien hat jedoch auch eine Schattenseite: Sie macht Gesellschaften und Volkswirtschaften von ihr abhängig und damit angreifbar. In Deutschland zum Beispiel gehören Satelliten zur kritischen Infrastruktur und sind damit als besonders schützenswert eingestuft. Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis zum Militär.
Die relativ stabile geopolitische Lage der vergangenen drei Jahrzehnte führte dazu, dass es beinahe schon verpönt war, Raumfahrt und Militär in einem Satz zu nennen. Mit dem am 10. Oktober 1967 in Kraft getretenen und bisher von 110 Staaten ratifizierten Weltraumvertrag gibt es zudem eine internationale Vereinbarung über die friedliche Nutzung des Weltraums. Doch das hat Russland nicht davon abgehalten, zu Testzwecken einen eigenen Satelliten abzuschießen. China hat unterdessen mithilfe eines Satelliten die Umlaufbahn eines anderen Satelliten geändert. Dass diese beiden Staaten – die beide zu den Unterzeichnern des Weltraumvertrages gehören – diese Fähigkeiten haben, hat bei anderen Raumfahrtnationen die Alarmglocken läuten lassen.
Militarisierung der Raumfahrt kein Tabu-Thema mehr
Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis die westliche Welt entsprechend reagiert. Der frühere US-Präsident Donald Trump kündigte bereits 2018 ein Dekret zur Schaffung einer sechsten Teilstreitkraft an. Am 19. Februar 2019 unterzeichnete er ein Dekret zur Schaffung der U.S. Space Force, offiziell gegründet und in Dienst gestellt wurde sie schließlich am 20. Dezember 2019. Den Anspruch der Vereinigten Staaten formulierte Trump nach erfolgreichem Start von SpaceX DM-2 mit den Worten: “As has often been stated, you can’t be number one on Earth if you are number two in space. And we are not going to be number two anywhere.”
Pistorius: Stärkung der militärischen Partnerschaft im Weltraum
Zur feierlichen Zeremonie auf der Ramstein Air Base, wo sich das ständige Hauptquartier der U.S. Space Forces Europe and Africa Component Command befindet, war auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) anwesend. Er betonte, dass die USA für Deutschland der wichtigste Partner bei der Entwicklung und dem Ausbau von Weltraumfähigkeiten sei. Die Aktivierung dieser Komponente der U.S. Space Force unterstreiche die schnell wachsende militärische Bedeutung des Weltraumsektors. Ebenso die Bedeutung Deutschlands als verlässlicher Verbündeter und Stützpunkt der US-Streitkräfte.
Ich bin zuversichtlich, dass dieser wichtige Schritt unsere bereits ausgezeichnete bilaterale militärische Partnerschaft im Weltraum weiter stärken und unsere praktische Zusammenarbeit in diesem strategisch wichtigen Bereich beschleunigen wird.
Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung
Das von Col. (Oberst) Max Lantz geleitete U.S. Space Forces Europe and Africa Component Command wird zunächst mit rund 30 Soldat:innen besetzt sein. Laut eigenen Angaben soll das Kommando eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des wachsenden Bedarfs an weltraumgestützten Fähigkeiten wie Satellitennavigation, Kommunikation und Integration mit NATO-Verbündeten und Partnern spielen. Lt. Gen. Steven Basham, stellvertretender Kommandeur des EUCOM ergänzt: “Wir konzentrieren uns nicht nur auf den Schutz unserer Weltraumressourcen, sondern auch auf die Ermöglichung und Verbesserung der Fähigkeit des Kommandos, Weltraumoperationen zur Unterstützung unserer Missionen an der Seite unserer Verbündeten und Partner durchzuführen.” Das gelte auch für Partner auf dem afrikanischen Kontinent, wie der Kommandeur des AFRICOM, General Michael Langley vom US Marine Corps, betont. Laut Medienberichten sagt er während der Veranstaltung auch: “Wir sind auf der Hut.”