Polaris Raumflugzeuge – Testkampagne an der Ostsee
Published on Mi, 07.12.2022 – 09:31 CET in Upstream, covering POLARIS RaumflugzeugeDas Team von Polaris Raumflugzeuge verbrachte ein ganzes Wochenende an der Ostsee. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, denn das Wetter machte dem Bremer Start-up zunächst einen Strich durch die Rechnung.
Erst Ende Oktober 2022 führte Polaris Raumflugzeuge in Rothenburg/Wümme eine Testkampagne durch. Eine nächste war zwar geplant, aber was vor wenigen Wochen niemand wusste, ist, wie eng sie tatsächlich beieinander liegen. Ein dabei nicht zu unterschätzender Faktor ist das Wetter, das gegen Jahresende bekanntermaßen unbeständiger wird. Problematisch ist besonders der vor allem in den Morgen- und Abendstunden und häufig in der Nähe von Gewässern auftretende Nebel.
Das Team von POLARIS machte sich dennoch von Bremen aus auf den Weg nach Mecklenburg-Vorpommern. Denn im Nordteil der Insel Usedom gibt es einen Flugplatz, den es in dieser Form nirgendwo sonst in Deutschland gibt. Hinter dem IACO-Code EDCP verbirgt sich, nördlich von Peenemünde gelegen, ein Sonderlandeplatz. Er erfüllt als einziger von etwa 550 Flugplätzen in Deutschland die Bedingungen für Polaris’ Testkampagne.
- befestigte Start- / Landebahn mit ausreichender Länge und Breite sowie Ausrichtung:
betonierter Runway 2.400 m x 48 m, Ausrichtung 135°/315° (NW, aufs offene Meer) - Zugang zum Testgebiet nur für berechtigte Personen:
Bevölkerung in der Gemeinde Peenemünde 343*, keine Ansiedlungen im Anflugkorridor sowie direktem Umfeld
*Stand 12/2021 - ausreichend großer und exklusiv verfügbarer Luftraum
grundsätzlich über der Ostsee vorhanden
ED-R Peenemünde – exklusiv für Polaris Raumflugzeuge
Für die Testkampagne an der Ostsee war auch ein eigener eingeschränkter Luftraum notwendig. Grund hierfür: Hochleistungstests mit Demonstratoren, die höhere Gewichte haben sowie längere Flugstrecken. Den entsprechenden Antrag auf Einrichtung eines Flugbeschränkungsgebietes genehmigten die Deutsche Flugsicherung sowie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Der ED-R Peenemünde wurde Ende Oktober eingerichtet und auf Luftfahrtkarten eingezeichnet. Die Bezeichnung ED-R folgt dem Schema: E = Region Nordeuropa, D = Deutschland und R = Restricted. Die Beschränkungen gelten allerdings nicht permanent, sondern können aktiviert und deaktiviert werden. Sobald der ED-R Peenemünde aktiv ist, ist ein Luftraum von rund 260 Quadratkilometern allein Polaris Raumflugzeuge vorbehalten.
ALEDA absolviert weitere erfolgreiche Flüge
In Peenemünde sollten die beiden Demonstratoren ALEDA und ATHENA abheben. ALEDA, die Nummer zwei, hatte ihre ersten Flüge ja bereits in Rothenburg absolviert, ATHENA dagegen „nur“ Rolltests am Boden. Diesmal sollte es aber soweit sein – der 120 kg schwere, im Auftrag der Bundeswehr gebaute Demonstrator sollte endlich fliegen. Den Anfang machte jedoch ALEDA, der bereits während der letzten Kampagne mehrfach in der Luft war. An der Ostsee kamen 13 Starts und Landungen hinzu, somit ist Demo-2 jetzt bereits 16 Mal erfolgreich geflogen – und das immer reibungslos. Ziel der letzten Flüge war es, die Flugstabilität zu überprüfen sowie die Flugreglerparameter zu ermitteln und anzupassen.
ATHENA bleibt zunächst am Boden
Als nächstes sollte ATHENA abheben, doch aufgrund dichten Nebels war dies unmöglich. Denn die Betriebsgenehmigung schreibt vor, dass für einen Flug klare Sicht über eine Entfernung von mindestens 5 Kilometern herrscht. Während des geplanten Aufenthaltes war das jedoch nicht der Fall. Wie CEO Alexander Kopp im Gespräch mit Astrodrom aber mitteilte, hat sein Team die nächste sich bietende Chance genutzt und ist noch einmal nach Peenemünde gefahren. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn ATHENA ist geflogen. Auch diese Testflüge verliefen reibungslos.
Keine Livebilder, aber große Ziele
Livebilder von Testflügen wird es allerdings auch in Zukunft nicht geben, wie Alexander Kopp verriet. Denn zwar unterliege nicht alles strengster Geheimhaltung, aber ohne vorherige Prüfung würden keine Informationen nach außen getragen. Dies ist insofern verständlich, als dass mit der Bundeswehr auch eine besonders sensible Institution beteiligt ist, die per se keinen uneingeschränkten Einblick in die Entwicklung neuer Technologien gewährt.
Spannend bleibt es trotzdem: Denn mit den jetzigen Kampagnen ist nur der Startschuss gefallen. Auch 2023 wird es in Peenemünde weitere Flüge geben. Und die Demonstratoren werden zunehmend leistungsfähiger und größer. Ziel ist es letztlich, mit dem Raumflugzeug AURORA Nutzlasten bis zu 1.000 kg ins All zu bringen. Mit den erfolgreichen Testkampagnen kommt Polaris Raumflugzeuge dem einen deutlichen Schritt näher.