Ein Jahr Krieg in der Ukraine – Auswirkungen auf den NewSpace
Published on Di, 28.02.2023 – 21:48 CET in Politics, covering EuropaVor rund einem Jahr überfiel Russland ungerechtfertigt die Ukraine. Dieser Krieg ging auch an der internationalen Raumfahrt nicht spurlos vorüber. Ob die Veränderungen langfristige Auswirkungen auf das NewSpace-Ökosystem haben, wird sich noch zeigen müssen. Kurzfristig zumindest scheint sich die Branche an die neue Situation angepasst zu haben. Zudem zeigt sich, dass die Raumfahrt auch in diesen schwierigen Zeiten eine zumindest kleine Brücke bilden kann.
Im Oktober 2022 veröffentlichte das European Space Policy Institute (ESPI) den Bericht “The War in Ukraine from a Space Cybersecurity Perspective“. Wie in der Einleitung zu lesen ist, führte Russland zur Zeit des Überfalles auf die Ukraine auch einen Cyberangriff durch. Dieser galt dem von der ukrainischen Armee genutzten Satellitennetzwerk KA-SAT. Der Angriff auf Weltrauminfrastruktur zeigt, dass militärische Konflikte nicht nur auf der Erde ausgetragen werden, sondern auch im All. Während der Angriff in der Öffentlichkeit wenig Beachtung fand, löste er in der Space Community eine breitere Debatte aus. Denn den bis dato theoretischen Überlegungen zur Cybersicherheit im Weltraum und dem Schutz kritischer Infrastrukturen stand plötzlich ein konkretes Beispiel gegenüber. Dieses wird im ESPI Short Report ausführlich analysiert – wobei die Autor:innen betonen, dass die Erkenntnisse aufgrund der sich permanent ändernden Situation auf frei zugänglichen Informationen beruhen.
Auswirkungen im NewSpace moderat
In einer nicht repräsentativen Umfrage von Astrodrom zeigte sich, dass sich die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den NewSpace in Grenzen halten. Zwar sind vor allem die Preissteigerungen aufgrund der Inflation zu spüren, doch die Lieferketten sind weitgehend stabil. Auch Aufträge sind bisher keine gestrichen worden, einige Unternehmen verzeichnen jedoch Bewerbungen von Fachkräften aus der Ukraine. In Summe zeigt sich, dass die Raumfahrt auch in der aktuellen Situation Rückenwind erhält. Auch auf politischer Ebene scheint man erkannt zu haben, dass ein souveräner Zugang Europas zum All mehr denn je geboten ist.
Denn zum einen sind Flüge mit der Sojus bis auf Weiteres nicht verfügbar, die letzten Flüge der Ariane 5 sind ausgebucht. Wann – und ob überhaupt – ihre Nachfolgerin Ariane 6 einsatzbereit ist, steht derzeit noch in den Sternen. Für den geplanten Aufbau zahlreicher Satelliten-Konstellationen wir IRIS2 werden jedoch dringend Startkapazitäten benötigt. Bereits Ende dieses Jahres könnten diese hinzukommen. Denn sowohl die Rocket Factory Augsburg als auch Isar Aerospace planen ihre Erstflüge im 4. Quartal 2023.