Berlin Space Technologies eröffnet Satellitenfabrik in Berlin
Published on Di, 13.09.2022 – 10:21 CEST in Upstream, covering Berlin Space TechnologiesIn unmittelbarer Nähe zum Berliner Hauptsitz des Unternehmens sollen ab Mitte 2024 mehr als 200 Satelliten jährlich gebaut werden. Dabei ermöglichen sowohl Standort und Große der Satelliten-Fabrik eine Skalierung auf Tausende von Einheiten pro Jahr. Laut Berlin Space Technologies (BST) soll Europa so im Rennen um Satelliten-Megakonstellationen verlorenen Boden gut machen.
BST liefert Satelliten “Made in Germany”
Die Eröffnung der Fabrik gab BST anlässlich der World Satellite Business Week (12.-16. September 2022, Paris) bekannt. Damit verfügt das Unternehmen nun über zwei Produktionsstandorte. Der erste befindet sich in Ahmedabad (Indien) und ist auf die Fertigung von Plattformen mit einem Gewicht von 50-150 kg ausgerichtet. In Berlin hingegen soll die Serienproduktion von Satelliten mit einer Masse von mehr als 200 kg bis 500 kg erfolgen. Diese Satellitenklasse werde laut BST sowohl von kommerziellen als auch institutionellen Nutzern in Europa stark nachgefragt.
Um die angepeilten Stückzahlen zu erreichen, setzt BST auf die in Indien gesammelten Erfahrungen. Die neue Fabrik soll dabei die bestehenden vertikal integrierten Design- und Fertigungskapazitäten ergänzen. Wie bekannt wurde, soll auch die bereits flugerprobte LEOS-Plattform in Berlin gefertigt werden. Damit könnten ab 2023 ergänzend zu den bereits jetzt verfügbaren, maßgeschneiderten Systemen in Serienproduktion hergestellte Satelliten “Made in Germany” in großer Masse verfügbar sein. Angesichts der zahlreichen geplanten – auch europäischen – Megakonstellationen könnte dies ein Wettbewerbsvorteil werden. Doch mittlerweile drängt die Zeit.
Europa ist bei der Umsetzung von Megakonstellationen spät ins Spiel gekommen.
Tom Segert, CEO Berlin Space Technologies
Vom Einzelstück zur Serienproduktion
Wie Tom Segert, CEO von Berlin Space Technologies verdeutlicht, beschränkte sich die Raumfahrt in Europa bisher auf teure, in geringen Stückzahlen gefertigte Großsatelliten. Zum Einsatz kommen diese unter anderem bei langfristig angelegten Missionen, die unter der Schirmherrschaft von Institutionen wie der ESA laufen. Mit der Kommerzialisierung der Raumfahrt – dem NewSpace – hat sich das Blatt jedoch gewendet. Zahlreiche Geschäftsmodelle privatwirtschaftlicher Unternehmen setzen auf kleinere Satelliten. Ihre Vorteile: Sie sind schneller herzustellen und damit kostengünstiger.
Dem Kostendruck mit Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer zu begegnen, wird indes nicht funktionieren. Denn längst gehören Satelliten zur kritischen Infrastruktur, an die besonders hohe Sicherheitsanforderungen gestellt werden. Dies unterstreicht auch die 2021 von EU-Kommissar Thierry Breton angekündigte Initiative eines weltraumgestützten sicheren Konnektivitätssystems der EU.
Im Zuge dessen fordert Segert, dass Europa auf seinen Stärken aufbaut und bereits vorhandene Technologien nutzt. Matthias Buhl, CTO von BST, schlägt selbstbewusst die Brücke zu Berlin Space Technologies: “Für unsere Satellitenklasse (50-500 kg) verfügt niemand in der EU über den gleichen Grad an vertikaler Integration, von der Satellitenausrüstung bis hin zur bodengestützten Hardware.”