Senkrechtstarter

Senkrechtstarter News 07/2023

Diese Space News wurde veröffentlicht am Mo, 20.02.2023 – 17:58 CET in Zusammenarbeit mit Senkrechtstarter
Dieser Beitrag in aller Kürze
Raketenstarts der vergangenen Woche
Blue Origin erhält von NASA Auftrag für Mission zum Mars
Expertenkommission Forschung und Innovation EFI übergibt Gutachten an Bundeskanzler Scholz
NASA veröffentlicht Paper mit Anforderungen an Nachfolger der Internationalen Raumstation ISS
Crew für Axiom Mission 2 (Ax-2) bekannt gegeben
SpaceX Starship-News

Raketenstarts der vergangenen Woche

H3 Wet Dress Rehearsel, © Everyday Astronaut

ALOS-3 | H3-22 | 12.02.2023, 02:37 MEZ
JAXA Tanegashima Space Center, Japan

Es hat nicht sollen sein: Der Jungfernflug der japanischen H3 wurde nach der Zündung des Haupttriebwerks abgebrochen. Noch ist über den Grund des Abbruchs bekannt, aber so kurz vor der Zündung der Feststoffbooster liegt die Vermutung nahe, dass er von der Flugsteuerung ausgelöst wurde.

Im offiziellen Livestream sehr positiv aufgefallen sind die Einblendungen der Telemetrie sowie der Timeline des Fluges.

Starlink Group 2-5 | Falcon 9 Block 5 | 17.02.2023, 20:44 MEZ
SLC-4E, Vandenberg SFB, Kalifornien, USA

Am Freitag Abend um 20:44 Uhr MEZ hat SpaceX von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien eine weitere Ladung Starlink Satelliten gestartet. Die Satelliten wurden erfolgreich ausgesetzt und der Booster B1063 absolvierte seine 9. Landung. Damit blick SpaceX nun auf 98 Booster-Landungen am Stück zurück.

Starlink Mission Group 2-5, © Official SpaceX Photos
Inmarsat I-6 F2 Mission; © Official SpaceX Photos

Inmarsat I-6 F2 | Falcon 9 Block 5 | 18.02.2023, 04:59 MEZ
SLC-40, Cape Canaveral SFS, Florida, USA

Am Samstag, den 18. Februar brachte eine Falcon 9 den Satelliten Inmarsat I6 F-2 in eine geostationäre Umlaufbahn. Von dort aus wird er sich in einen geostationären Orbit bewegen und die Satellitenkonstellation ORCHESTRA weiter verstärken. Inmarsat gilt als derzeit weltweit fortschrittlichster kommerzieller Kommunikationssatellit.


Internationale Raumfahrt

Künstlerische Darstellung der New Glenn von Blue Origin;
© Blue Origin

Blue Origin erhält von NASA Auftrag für Mission zum Mars

Die NASA hat Blue Origin einen Startauftrag für die Mission “Escape and Plasma Acceleration and Dynamics Explorers” (EscaPADE) erteilt, mit der die Magnetosphäre des Mars untersucht werden soll. Die Mission wird mit der New Glenn – der nächsten Rakete von Blue Origin – Ende 2024 von Cape Canaveral aus starten. Am Space Launch Complex-36 baut das Unternehmen von Jeff Bezos bereits seine Produktions- und Startanlagen auf.

Künstlerische Darstellung eines EscaPADE-Orbiters am Mars;
© Rocketlab

EscaPADE besteht aus zwei kleinen Raumsonden (Blue und Gold), die rund 11 Monate nach ihrem Start am Mars ankommen sollen und dann nochmals mehrere Monate damit verbringen werden, ihre Umlaufbahnen anzupassen, um die Magnetosphäre des Mars zu untersuchen. Die Untersuchung verschiedener Magnetosphären ermöglicht den Wissenschaftler:innen ein besseres Verständnis des Weltraumwetters und kann dazu beitragen, Astronauten und Satelliten in der Erdumlaufbahn und bei der Erforschung des Sonnensystems zu schützen.

Expertenkommission Forschung und Innovation EFI übergibt Gutachten an Bundeskanzler Scholz

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr alljährliches “Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands” an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben. Eines der Kernthemen in diesem Jahr ist die “Deutsche Raumfahrt zwischen Old und New Space”. Nach ausführlicher Betrachtung aller relevanten Punkte empfiehlt die Kommission, a) zügig eine Raumfahrtstrategie auf den Weg zu bringen, b) die staatliche Nachfrage zu koordinieren und die Zusammenarbeit ziviler und militärischer Akteure zu stärken, c) die Rahmenbedingungen für private Akteure zu verbessern und d) Raumfahrt europäisch zu denken.

Ein Interview mit dem Vorsitzenden der Expertenkommission Prof. Cantner gibt es auf YouTube zu sehen.


Jetzt ansehen: Die aktuelle Episode von Senkrechtstarter auf YouTube

NASA veröffentlicht Paper mit Anforderungen an Nachfolger der Internationalen Raumstation ISS

Die Internationale Raumstation ISS steht vor dem Aus – zumindest langfristig. Zwar ist der Weiterbetrieb bis 2023 vorgesehen, aber die ISS hat definitiv mehr Zeit hinter sich als vor sich. Obwohl die ISS eine Erfolgsgeschichte hinsichtlich internationaler Zusammenarbeit in der Raumfahrt ist, möchte die NASA keine eigene Raumstation mehr betreiben, sondern zukünftig nur noch als Mieter einer solchen auftreten. Dafür veröffentlichte die US-amerikanische Raumfahrtbehörde nun zwei Paper mit Anforderungen an eine neue Station. In einem der beiden Paper werden Details darüber genannt, welchen Minimalbedarf die NASA für Forschung hat. Im zweiten wird umrissen, wie sich die NASA die Zusammenarbeit mit privaten Betreibern vorstellt.

Geplante private Raumstation “Orbital Reef”, © Blue Origin

Insgesamt rechnet die NASA mit einem Bedarf von 3.000 bis 4.000 Stunden Besatzungszeit pro Station, die jeweils Platz für zwei NASA-Astronauten bieten soll. Innerhalb der Druckkabine werden 130-230 Experimente erwartet, wofür 24 Kubikmeter Laderaum und 42 kW elektrische Leistung vorgehalten werden müssten. Auch Montageplätze außerhalb der Station soll es geben, wobei Luftschleusen für Außenbordeinsätze (EVA, extra-vehicular activity) nicht benötigt würden. Pro Jahr sollen jedoch fünf Tonnen Fracht zur und zwei Tonnen von der Station gebracht werden. Betrieben werden soll die Raumstation nicht von Astronauten der NASA, sondern privaten Unternehmen.

Geplante private Raumstation “Orbital Reef”, © Blue Origin

Gegenstand von Spekulationen bleibt, ob sich in diesen verringerten Minimalanforderungen die neue Ausrichtung der US-Raumfahrtbehörde widerspiegelt. Denn auf dem Weg zum Mond noch in diesem Jahrzehnt und zu astronautischen Missionen in den 2030ern ist eine Raumstation im niedrigen Erdorbit nicht mehr als eine Zwischenstation. Kommerziell betriebene Habitate im Orbit scheinen daher der konsequente nächste Schritt zu sein. Für die in Deutschland aufgebauten Fähigkeiten und Kontrollzentren wird der Wechsel jedoch zu einer echten Herausforderung. Denn die europäische Politik wird sich wohl eher nicht dazu bereit erklären, Services bei amerikanischen Privatunternehmen einzukaufen. Und amerikanische Privatunternehmen wiederum werden ihre Astronaut:innen wohl eher nicht in Europa ausbilden.

Crew für Axiom Mission 2 (Ax-2) bekannt gegeben

Im Mai 2023 soll die zweite, privat finanzierte Mission zur Internationalen Raumstation ISS starten. Durchgeführt wird sie von Axiom Space, die bereits vom 8–25. April 2022 eine Crew in den Orbit geschickt haben. Wie schon letztes Jahr sollen die Astronaut:innen auch diesmal mit einem Crew-Dragon-Raumschiff von SpaceX fliegen. Die Mission stellt Axiom Space zufolge einen weiteren entscheidenden Schritt zur geplanten Axiom Station, der weltweit ersten kommerziellen Raumstation und Nachfolgerin der ISS. Dafür will Axiom mehrere kommerzielle Module an der ISS installieren, die dann später abdocken und den Kern einer eigenständigen Raumstation bilden werden.

Für die Mission Ax-2 wurde nun die finale Crew bekannt gegeben. Bereits vorher war bekannt, dass die ehemalige NASA-Astronautin und ISS-Kommandantin Peggy Whitson die Mission leiten wird. Sie hält mehrere Rekorde: Für die längste Gesamtaufenthaltsdauer im All als Amerikanerin und Frau (665 Tage), längste Gesamtzeit außerhalb eines Raumfahrzeugs (60 Stunden und 21 Minuten) sowie die meisten Außenbordeinsätze einer Frau (10). Bei Axiom Space ist sie Direktorin für astronautische Raumfahrt. Pilot der Mission ist John Shoffner, der sich als Investor, Rennfahrer und Pilot einen Namen gemacht hat und als einziger für diesen Flug private Mittel aufwenden muss. Bei Ax-1 gehörte er bereits der Backup-Crew an.

Die beiden Missionsspezialisten sind Ali Alqarni und Rayyanah Barnawi aus dem Königreich Saudi-Arabien (KSA). Barnawi und Alqarni werden der zweite und dritte Mensch mit saudischer Staatsbürgerschaft sein, die ins All fliegen. Barnawi wird die erste saudische Astronautin sein. Zwei weitere saudische Astronaut:innen, Mariam Fardous und Ali Alghamdi, werden als Backup-Crew für die Mission trainiert. Alle vier Astronaut:innen sind Teil eines neuen Programms, das die saudische Raumfahrtbehörde im vergangenen September angekündigt hatte. Mit der Nominierung von zwei Frauen und zwei Männern ist den Saudis mindestens ein PR-Coup geglückt.

Privatisierung der Astronaut:innen-Ausbildung hat bereits begonnen

Saudi-Arabien zeigt mit der Nominierung zudem, wie verhältnismäßig einfach Gleichberechtigung in der Raumfahrt aussehen kann. Denn von gerade einmal einem halben Dutzend Astronaut:innen sind rund die Hälfte weiblich. Deutschland hingegen kann zwar auf 13 Raumfahrer zurückblicken, die insgesamt 18 Raumflüge absolvierten. Eine Frau war jedoch noch nicht dabei. Und auch, wenn die ESA die beiden Deutschen Amelie Schoenenwald und Nicola Winter nominiert haben, haben diese noch lange keinen gesicherten Startplatz auf einer zukünftigen Mission. Und auch Teil des ESA-Astronauten-Trainings sind beide noch nicht. Um doch schnell ins All zu kommen, könnten sie letztlich nur wie Matthias Maurer deus ex machina nachnominiert werden. 

Insofern bietet vielleicht gerade die kommerzielle bzw. private Raumfahrt die Möglichkeit, dass auch diejenigen ins All fliegen können, die sonst hintanstehen. Dass die Privatisierung der Astronaut:innenausbildung längst begonnen hat, sieht man unter anderem an der Crew der Ax-2, bei der mit Shoffner nur ein Mitglied kein ausgebildeter Astronaut ist. Bei Ax-3 und Ax-4 soll dies wohl ähnlich sein. Einen kleinen Vorgeschmack darauf, was Kommerzialisierung auch bedeutet, liefert der Polaris-Dawn-Flug von Milliardär Jared Isaacman. Dieser soll Ende dieses Jahres als erster einen privaten Außenbordeinsatz durchführen. Das wissen natürlich auch Marken für sich zu nutzen. Denn wie jetzt bekannt wurde, wird Isaacman bei seinem Weltraumspaziergang Outdoor-Uhren der amerikanischen Marke Garmin nutzen. Mehr Outdoor geht nun wirklich nicht.

Progress MS-21 verliert ebenfalls Kühlflüssigkeit

Nachdem Sojus MS-22 bereits am 15. Dezember 2022 durch ein Leck im Kühlmittelkreislauf plötzlich sämtliches Kühlmittel verloren hatte, passierte am 11. Februar 2023 mit dem Progress Frachtraumschiff MS-21 ganz Ähnliches. MS-21 (Progress 82) ist bereits seit dem 28. Oktober 2022 am russischen Modul Poisk angedockt.

Im Dezember war das Leck von Sojus MS-22 dank der Außenkameras der ISS auch im Livestream sichtbar. Während im vergangenen Jahr gut zu sehen war, wie aus einem Loch im Radiator Kühlmittel herauslief, ereignete sich die unplanmäßige Entleerung des Kühlmittelkreislaufes der Progress MS-21 ohne sichtbaren Schneesturm.

Drei Tage nach dem Vorfall, am Dienstag, den 14. Februar, wurde der kanadische Roboterarm Canadarm2 dann zum russischen Segment der ISS bewegt, um die Progress MS-21 zu untersuchen. Nach ersten Analysen ließen sich jedoch keine äußeren Beschädigungen feststellen. Auf von der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos veröffentlichten Bildern der Sojus MS-22 ist demgegenüber deutlich ein Loch zu erkennen, um das herum es eine dunkle Verfärbung gibt. Experten von Roskosmos und NASA werten dieses als Einschlag eines Mikrometeoriten. Ein vergleichbares Loch oder eine Verfärbung konnte bei der Progress hingegen nicht gefunden werden.

Ursache für Kühlmittelverlust weiterhin unklar

Da nicht auszuschließen ist, dass beide Vorkommnisse auf ein derzeit noch nicht verstandenes technisches Versagen zurückzuführen sind, wurde eine Notfallkommission bei Roskosmos eingerichtet, die diese Vorfälle untersuchen soll. Infolge dieser Ereignisse wurde auch der Start der unbemannten Ersatz-Sojus MS-23 für die beschädigte Sojus MS-22, der ursprünglich für den 20. Februar vorgesehen war, verschoben. Als neuer Starttermin ist der 24. Februar vorgesehen.

Geplante Entsorgung von Progress MS-21 im Südpazifik

Diese Verzögerung ermöglicht zusätzliche Untersuchungen an der Sojus, um wirklich sicher zu gehen, dass mit dieser alles in Ordnung ist. Da die Betankung von MS-23 in Baikonur bereits begonnen hat, muss der Start spätestens am 10. März erfolgen. Bereits vor dem neuerlichen Zwischenfall war geplant, die Progress MS-21 am 18. Februar von der ISS abzudocken und im Anschluss über dem Südpazifik verglühen zu lassen. Das Abdocken der Progress MS-21 ist für 03:26 MEZ am frühen Samstag, den 18. Februar geplant.


SpaceX Starship-News

By Tony Webster from Minneapolis, Minnesota, United States – ENSCO 8506 Offshore Semi-Submersible Oil Drilling Rig, CC BY 2.0, Link

SpaceX gibt schwimmende Plattformen Phobos und Deimos auf

Wie SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell erklärte, hat sich SpaceX von den schwimmenden Plattformen Phobos und Deimos getrennt. Die ehemaligen Bohrinseln, die nach dem Mars-Monden benannt wurden, seien laut Shotwell nicht für den geplanten Zweck geeignet gewesen. Zwar rechne SpaceX weiterhin mit einer hohen Startrate und benötige dafür – so Shotwell – eine Menge an Startanlagen und langfristig wohl auch seegestützte Plattformen. Der aktuelle Fokus liege aber darauf, das Starship zu fliegen und zur Einsatzreife zu bringen. 

WB 75, © NASA

Interesse an der Einsatzfähigkeit des Starships hat auch die NASA. Nicht nur, weil sie damit im Rahmen des Artemis-Programms Astronauten auf dem Mond landen möchte. Sondern auch, weil der Flug des Starships soll mittels eines Höhenforschungsflugzeuges der NASA beobachtet werden soll. Die dafür eingesetzte WB 57 ist mit einer maximalen Dienstgipfelhöhe von 60.000 Fuß in der Lage, fast doppelt so hoch zu fliegen wie Verkehrsflugzeuge. Zudem ist es Infrarotkameras ausgestattet, mit denen wiedereintretende Raumfahrzeuge beobachtet werden können.

Header Bild: Senkrechtstarter
Verfasst von M. Weissflog

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