Senkrechtstarter

Senkrechtstarter News 05/2023

Diese Space News wurde veröffentlicht am Mo, 06.02.2023 – 10:40 CET in Zusammenarbeit mit Senkrechtstarter
Dieser Beitrag in aller Kürze
Raketenstarts der vergangenen Woche
Softwarefehler beim James Webb Space Telescope behoben
Nancy Grace Roman Space Telescope soll 2027 starten
20. Jahrestag des Columbia-Unglücks
Rekordfinanzierung für The Exploration Company
Sierra Space sprengt Raumstation-Modul
ULA (United Launch Alliance) – Vulcan soll Dream Chaser und Perigrine Lander ins All bringen
SpaceX Starship-News

Raketenstarts der vergangenen Woche

Starlink Group 2-6 & ION SCV009, © Official SpaceX Photos
Starlink Group 2-6 & ION SCV009, © Official SpaceX Photos

Starlink Group 2-6 & ION SCV009 | Falcon 9 Block 5 | 31.01.2023, 17:15 MEZ
SLC-4E, Vandenberg SFB, California, USA

Am Dienstag, den 31. Januar, hat SpaceX eine Falcon 9 mit Starlink Internet-Satelliten von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien (USA) gestartet. Startzeit war 17:15 Uhr MEZ. Auf dieser Mission gab es einen Rideshare. Neben den 49 Starlink-Satelliten flog das Spacetug Eclectic Elena von D-Orbit in den erdnahen Orbit. Auch der Booster ist nach seinem 7. Flug erfolgreich gelandet.

Starlink Group 5-3 | Falcon 9 Block 5 | 02.02.2023, 08:58 MEZ
LC-39A, Kennedy Space Center, Florida, USA

Am Donnerstag, den 2. Februar startete um 02:58 Uhr Ortszeit (08:58 MEZ) eine Falcon 9 vom Startkomplex 39A im Kennedy Space Center in Florida. Der 200. Falcon 9-Start seit 2010 brachte 53 Starlink-Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn. Für den eingesetzten Booster war es der fünfte Start und die fünfte Landung.

Starlink Group 5-3, © Official SpaceX Photos
Starlink Group 5-3, © Official SpaceX Photos

James Webb Space Telescope; © NASA GSFC/CIL/Adriana Manrique Gutierrez
James Webb Space Telescope; © NASA GSFC/CIL/Adriana Manrique Gutierrez

Softwarefehler beim James Webb Space Telescope behoben

Der Bildgeber und Spektrograf FGS/NIRISS des James Webb Space Telescopes (JWST) konnte zwischenzeitlich keine Daten sammeln. Ursache hierfür war ein Kommunikationsfehler des Nahinfrarot-Imagers, infolge dessen es zu einer Zeitüberschreitung innerhalb der Software kam. Diese Art von Störungen von elektrischer Hardware ist im Weltraum nicht selten, weshalb Flugsteuerungssysteme mehrfach redundant auslegt werden. Nach Neustart des Instruments läuft nun alles wieder normal und es können weitere Beobachtungen unternommen werden.

Nancy Grace Roman Space Telescope soll 2027 starten

Wie das JWST soll auch das Großbereich-Infrarot-Teleskop Nancy Grace Roman Space Telescope (NGRST) Lagrange-Punkt L2 positioniert werden. Seine Aufgabe ist es, die Raumzeit zu vermessen und so Aufschlüsse über die Ausdehnung des Universums zu liefern. Ein Weltraum-Teleskop mit solchen Fähigkeiten hatte die US-amerikanische National Academies of Sciences, Engineering and Medicine bereits 2010 mit oberster Priorität für die astronomische Forschung des nächsten Jahrzehnts empfohlen.

Die Kosten für den Bau des NGRST belaufen sich aktuell auf 4 Milliarden Euro, der Start ins All soll 2027 mit einer Falcon Heavy von SpaceX erfolgen.

Nancy Grace Roman Space Telescope;
© GSFC/SVS
Nancy Grace Roman Space Telescope;
© GSFC/SVS

Jetzt ansehen: Die aktuelle Episode von Senkrechtstarter auf YouTube
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Internationale Raumfahrt

Jahrestag des Columbia-Unglücks

Am 1. Februar jährte sich das Unglück des Space Shuttles Columbia zum zwanzigsten Mal. 2003 brach die Raumfähre beim Wiedereintritt in die Atmosphäre über den USA auseinander. Grund dafür war ein Stück Schaumstoffisolierung, das während des Starts die Vorderkante des Orbiters beschädigte. Beim Wiedereintritt führte dies dann zur Katastrophe, dem die 7-köpfige Crew zum Opfer fiel. Rückwirkend betrachtet stellt dieser Unfall einen Wendepunkt in der Raumfahrt dar. Denn zwar wurden die verbliebenen Space Shuttles unter Auflagen wieder in Dienst gestellt, um die internationale Raumstation ISS fertigzustellen. Die Raumfahrt sollte sich jedoch für immer verändern.

TV-Aufnahmen des auseinander gebrochenen Space Shuttles Columbia am 1. Februar 2003;
© CBS News
TV-Aufnahmen des auseinander gebrochenen Space Shuttles Columbia am 1. Februar 2003;
© CBS News

In einem Artikel auf Ars Technica kommt Eric Berger zu dem Schluss, dass die NASA in jeder Generation von einer Katastrophe erschüttert wird. So gäbe es etwa alle zwei Dekaden den Verlust von Menschenleben zu beklagen. Als Beispiele führt er Apollo 1 (1967), Challenger (1986) und Columbia (2003) an. Er hoffe, dass dieses Schicksal der derzeitigen Generation erspart bleibt. Letztlich ist und bleibt Raumfahrt technisch hochkomplex und potentiell sehr gefährlich. Von daher dürfen sich weder Routine noch ein falsches Sicherheitsgefühl einschleichen. Eine ausführliche Diskussion zu diesem Thema führten Karin Sturm und Tony auf dem YouTube-Kanal Mondgeflüster.

Rekordfinanzierung für The Exploration Company

Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass The Exploration Company in einer Finanzierungsrunde 40,5 Millionen Euro eingeworben hat. Nach dem Vorbild von SpaceX möchte Mitgründerin und CEO Hélène Huby mit ihrem Team, Investoren und staatlichen Aufträgen erst den Frachttransport und dann auch den Transport von Crew angehen. Ein verkleinerter 30-kg-Prototyp mit dem Namen “Bikini”, in Anspielung auf die Dreiecksform, wird zum Test des Hitzeschilds auf dem Erstflug der Ariane 6 mitfliegen. Das Raumschiff wird aber Launcher-agnostisch entwickelt und kann so auf einer Vielzahl von Trägern gestartet werden.

Raumkapsel Nyx; © The Exploration Company
Raumkapsel Nyx; © The Exploration Company
Interview mit Hélène Huby, Co-Founder & CEO "The Exploration Company"; © Senkrechtstarter
Interview mit Hélène Huby, Co-Founder & CEO “The Exploration Company”; © Senkrechtstarter
LIFE Habitat | Successful Accelerated Systematic Creep Test for Extended Human Missions; © Sierra Space
LIFE Habitat | Successful Accelerated Systematic Creep Test for Extended Human Missions; © Sierra Space

Sierra Space sprengt Raumstation-Modul

An Raumstationen, zu denen Nyx fliegen könnte, wird es nicht mangeln. Aktuell befinden sich mit der ISS und Tiangong (China) zwei dauerhaft bewohnte im All, in den nächsten 10 Jahren sollen mehrere kommerziell betriebene hinzukommen. Eines davon ist Orbital Reef, für das Blue Origin und Sierra Space verantwortlich zeichnen.

Im Januar führte Sierra Space an einer verkleinerten Version des aufblasbaren LIFE-Habitats einen so genannten Accelerated Systematic Creep Test (beschleunigter systematischer Kriechtest) durch. Dieser übertraf nach Unternehmensangaben die Zertifizierungsanforderungen der NASA für astronautische Missionen.

Dass die Technologie grundlegend funktioniert, hatte schon das BEAM-Modul an der ISS gezeigt. Dieses wurde bereits 2016 gestartet und von der NASA für einen möglichen Einsatz bis 2028 zertifiziert.

ULA (United Launch Alliance) – Vulcan soll Dream Chaser und Perigrine Lander ins All bringen

Neben Modulen für Orbital Reef entwickelt Sierra Space auch das Raumschiff Dream Chaser. Dieses soll seinen Jungfernflug mit dem zweiten Flug der Vulcan von ULA absolvieren. Zwar gibt es noch kein gesichertes Startdatum, aber die Zeichen deuten auf einen baldigen Launch hin. Die neue Trägerrakete soll die beiden Urgesteine der Raumfahrt Delta IV und Atlas V ersetzen und wird als rapid-response-fähig vermarktet, soll also innerhalb kürzester Zeit eine Nutzlast starten können. Laut CEO Tory Bruno vergehen von Beginn der Montage der Rakete bis zum Start lediglich elf Tage.

Dream Chaser; © SNC
Dream Chaser; © SNC

Der Erstflug der Vulcan wird den Lander Peregrin von Astrobotic zum Mond bringen. Die Mission Perigrin One war ursprünglich bereits für Ende 2021 geplant. Astrobotic teilte am 25. Januar mit, dass es die Tests des Landegeräts abgeschlossen habe und auf grünes Licht von ULA warte, um das Raumfahrzeug zur Startvorbereitung nach Cape Canaveral zu schicken. Einen gesicherten Starttermin gibt es noch nicht, jedoch wurde mittlerweile das Ziel des Landers bekannt gegeben.

Die NASA kündigte am 2. Februar an, dass Peregrine in der Nähe einer Region namens Gruithuisen Domes landen wird. Diese befinden sich am nordöstlichen Rand des Ozeans der Stürme (Oceanus Procellarum) auf dem westlichen Teil der erdzugewandten Seite. An der Mission beteiligt ist auch das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR. Denn in einer Seitenklappe des 1,90 Meter hohen und 2,50 Meter breiten Landers befindet sich auch der M-42 Strahlungsdetektor, der bereits mit den beiden Phantomen Zohar und Helga im Rahmen von Artemis I um die Mond geflogen ist. Auch eine Zeitkapsel von DHL wird auf der Mission dabei sein.

Peregri­ne-Lan­der von Astro­bo­tic; © Astrobotic
Peregri­ne-Lan­der von Astro­bo­tic; © Astrobotic
The Gruithuisen Domes;
© NASA/GSFC/Arizona State University
The Gruithuisen Domes;
© NASA/GSFC/Arizona State University

SpaceX Starship-News

Booster 7 Static Fire; © Official SpaceX Photos
Booster 7 Static Fire; © Official SpaceX Photos

SpaceX erhöht Nutzlastkapazität auf bis zu 250 Tonnen in den LEO (Low Earth Orbit)

Während der Static Fire Test des Starships weiterhin aussteht, wurden auf der Website von SpaceX Informationen zu einer neuen Konfiguration veröffentlicht. Die Nutzlastkapazitäten des Starships werden jetzt mit bis zu 250 Tonnen Nutzlast in den niedrigen Erdorbit angegeben. Das Brisante daran: Um diese Massen zu transportieren, könnte SpaceX auf die Wiederverwendbarkeit verzichten. Kritiker sehen darin erste Anzeichen, dass die Wiederverwendbarkeit doch nicht so ohne Weiteres realisiert werden kann. Um aber die Payload einzuordnen, hilft ein Vergleich: Das schwerste und mit Abstand größte, von Menschen gemachte Objekt im Orbit ist die Internationale Raumstation ISS. Sie kommt auf eine Masse von etwa 420 Tonnen. Für ihren Aufbau waren 37 Shuttle-Flüge und mehrere russische Proton-Starts notwendig. Lässt man das Volumen in dieser Betrachtung außen vor, würden nur zwei Starts des Starship ausreichen, um die Raumstation in rund 500 km Höhe zu bringen.

Starship SN27 könnte erstmals Nutzlasten ins All bringen

Derweil hat SpaceX unter anderem auch Änderungen zum Schutz der Triebwerke vor der aggressiven – weil salzhaltigen – Meeresluft vorgenommen. Zudem befinden sich an SN27 Bänder mit der Aufschrift “Remove before flight”. Bei den bisherigen Starships war dies nicht der Fall, weil die Nutzlast-Türen offensichtlich verschlossen waren. Das könnte sich bei Seriennummer 27 ändern. Im Gegensatz zu konventionellen Raketen kommt das Starship ohne Nutzlastverkleidung (Fairing) aus. Stattdessen wird eine Tür geöffnet, durch die zum Beispiel Starlink Gen-2-Satelliten freigesetzt werden. Dieses “Revolver-Prinzip” wird daher in der Space-Community auch “PEZ-Dispenser” genannt. Der Mechanismus soll jedoch variabel sein, sodass Kunden auf eine individuelle Lösung zum Aussetzen der Nutzlasten zurückgreifen können.

Stellenausschreibungen könnten auf astronautische Raumfahrt mit Starship hinweisen

Derzeit sucht SpaceX qualifizierte Ingenieur:innen für ein Crew Starship. Dies könnten erste Anzeichen dafür sein, dass es auch hinsichtlich astronautischer Raumfahrt mit dem Starship bald Neuigkeiten zu verkünden gibt. Dass die bisherigen Prototypen jemals mit Menschen an Bord ins All fliegen, scheint dabei ausgeschlossen. Sollte SpaceX die Entwicklung der stärksten Rakete aller Zeiten jedoch im selben Tempo wie bisher vorantreiben, käme Elon Musk seinem selbst gesteckten Ziel einer schnellen Besiedlung des Mars ein großes Stück näher. Der Blick in die Geschichte indes zeigt, dass das Unternehmen bei aller Eile verantwortungsvoll vorgeht. Denn auch bei der Falcon 9 perfektionierte man zunächst den Transport von Nutzlasten, bis mit der Crew Dragon auch Astronaut:innen ins All flogen.

Header Bild: Senkrechtstarter
Verfasst von M. Weissflog

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