What's in Space

Weltraumlage in Echtzeit vom Weltraumkommando

This Space News was published on Fri, 31.03.2023 – 11:15 CEST, covering ASOC

Viele der heute als selbstverständlich geltenden Annehmlichkeiten des täglichen Lebens verdanken wir Satelliten. Ob zielgenaue Navigation, unzählige TV-Sender oder ausführliche Wetterberichte: Ohne die Helfer im All sähe unser aller Leben anders aus. Doch die Abhängigkeit von Satelliten sowie deren immer weiter zunehmende Anzahl birgt auch Gefahren. Ein möglichst genaues Bild der Lage im Orbit ist daher unerlässlich. Das Weltraumkommando der Bundeswehr stellt es frei aufrufbar im Internet zur Verfügung.

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Bereits bei der Indienststellung des Weltraumkommandos in Uedem im Juli 2021 war die Anwendung auf Monitoren zu sehen. Geneigten Leser:innen stellte sich dabei ein vertrautes Bild dar. Denn um eine stilisierte Erde waren zahlreiche farbige Punkte angeordnet, die alle möglichen Objekte im Orbit symbolisieren. Die Darstellung glich auffallend stuffin.space, einer zu der Zeit bereits sehr bekannten Website. Anfang des Jahres 2022 wurde die Seite jedoch offline genommen und die Domain zum Verkauf angeboten. Die Funktionalität zog allerdings auf eine Subdomain der Rogue Space Systems Corporation um und ist dort heute noch verfügbar. Die vom Weltraumkommando betriebene Webapplikation basiert auf der gleichen Technologie, weißt jedoch zahlreiche Verbesserungen und Erweiterungen auf.

Weltraumlage im Blick: Foto von der Indienststellung des Weltraumkommandos der Bundeswehr, 13. Juli 2021;© Bundeswehr/Christian Timmig
Indienststellung Weltraumkommando Bundeswehr, 13. Juli 2021;
© Bundeswehr/Christian Timmig

What’s in Space zeigt Weltraumlage mit umfassenden Filtermöglichkeiten

Die auffälligste Erweiterung sind die zahlreichen Filter im oberen Bereich. So lassen sich die dargestellten Objekte nach Konstellationen wie Starlink, Galileo oder Iridium filtern. Einzeln ausgewählte Satelliten lassen sich durch einen Klick in eigenen Gruppen zusammenfassen. Aktive Satelliten, Raketenteile und Weltraumschrott sind bereits standardmäßig in Gruppen zusammengefasst. Eine eigene Gruppe bilden auch die Trümmerteile, die durch die erste Kollision von zwei Satelliten (Kosmos 2252 und Iridium 33) am 10. Februar 2009 in rund 800 Kilometern Höhe entstanden sind.

Mit einem Mausklick lassen sich die Objekte im Orbit auch nach Orbits wie GEO, LEO oder HEO filtern, selbst die eher seltenen Molnija-Orbits werden aufgeführt. Darüber hinaus sind die registrierten Objekte im erdnahen Weltraum auch nach Ländern gruppiert. Besonders hier zeigt sich eindrucksvoll die Vormachtstellung der USA sowie Chinas, die mit 9.882 bzw. 4.614 Objekten den Großteil der katalogisierten Objekte stellen. Für Deutschland finden sich hingegen nur 76 registrierte Objekte, wobei das älteste der im November 1969 ins All gebrachte Forschungssatellit AZUR (GRS-A) ist. Das neueste ist der Erdbeobachtungs-Satellit EnMAP des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB, der sich erst seit 1. April 2022 auf einer Umlaufbahn um die Erde befindet.

Darstellung von Starlink-Satelliten;
© Screenshot What’s in Space

Während die auf WebGL basierende Website die Weltraumlage in der Standard-Einstellung in Echtzeit darstellt, können Nutzer:innen virtuell auch in die Zukunft reisen. Möglich wird dies durch den Schnellvorlauf, mit dem sich die Zeit um das Doppelte bzw. Dreifache beschleunigen lässt. Dieses Feature dürfte vor allem dann von Interesse sein, wenn es um die gezielte Beobachtung einzelner Satelliten von der Erde aus geht. Weitere äußerst nützliche Features sind die obligatorische Suche sowie die Möglichkeit, die realen Lichtverhältnisse ein- bzw. auszuschalten, die Anzeige an den aktuellen Standort anzupassen und vom dargestellten Weltraumlagebild einen Screenshot zu machen, der automatisch als PNG-Datei heruntergeladen wird.

Groundtracking und genaue Daten

Zu den meisten der insgesamt 24.160 Objekte in der Datenbank lassen sich so genannte Groundtracking-Daten aufrufen. In dieser 2D-Darstellung wird die Flugbahn über die Erdoberfläche dann in der typischen Sinusform dargestellt. Eine Infobox am rechten Bildschirmrand liefert alle relevanten Daten über das ausgewählte Objekt. Neben der internationalen Registrierungsnummer auch das Apogäum (Erdfernster Punkt) und Perigäum (Erdnächster Punkt), die Inklination (Bahnneigung), die aktuelle Höhe und Geschwindigkeit, die genaue Position und die Dauer eines Umlaufs (Periode).

Die der Website zugrunde liegenden Daten liefert Space-Track.org, die Aktualisierung erfolgt täglich. Die Berechnung der Flugbahnen erfolgt mittels satelite.js, einer auf Github offen zugänglichen Javascript-Bibliothek, mit der sich die im TLE-Format codierten Satellitenbahnelemente im Web darstellen lassen. Im Ergebnis entsteht daraus mit What’s in Space eine Website, die eindrucksvoll einen Eindruck der aktuellen Weltraumlage vermittelt.

Header Image Credit: What's in Space
Written by M. Weissflog

ASOC
Bundeswehr/System AG