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Fehlfunktion bei erstem kommerziellen Flug der VEGA C – Pléiades Neo-Satelliten zerstört

Published on Mi, 21.12.2022 – 14:05 CET in Missions, covering Arianespace

Nach einer Fehlfunktion konnten beim zweiten Flug der Vega C die Nutzlasten nicht in die Umlaufbahn gebracht werden. Während kurz nach dem Start noch alles planmäßig zu verlaufen schien, wich die Zweitstufe kurz nach ihrer Zündung von der berechneten Flugbahn ab. Wie ein Sprecher von Arianespace mitteilte, sind die beiden Satelliten Pléiades Neo 5 und 6 verloren und die Mission damit fehlgeschlagen.

Die ganze Geschichte

“Starke Anomalien beim Flug der Vega C”

Der zweite Flug der VEGA C (Vettore Europeo di Generazione Avanzata, „Europäische Trägerrakete fortgeschrittener Generation”) war auch ihr erster kommerzieller – und endete nur Minuten nach dem Start in einem Desaster. Dabei sah zunächst alles nach Routine aus. Beim Start am 20. Dezember 2022 um 22:47 Uhr Ortszeit von Kourou, Französisch-Guayana, gab es keine Probleme. Doch bereits wenige Minuten später wich die Zweitstufe von ihrer geplanten Flugbahn ab. Im Livestream war zu sehen, dass das geplante und das tatsächliche Flugprofil ab 3:43 nach dem Launch nicht mehr übereinstimmten. Dennoch wurde der Flug fortgesetzt und die Zweitstufe sowie die Nutzlastverkleidung abgetrennt. In einer Höhe von rund 110 km begann der oberste Teil der Rakete jedoch zu sinken.

Screenshot Livestream "Flight VV22 – Zoom in | Pleiades Neo 5 & 6 | Vega C launch | Arianespace"
Screenshot Livestream “Flight VV22 – Zoom in | Pleiades Neo 5 & 6 | Vega C launch | Arianespace”

Bei 47 km Höhe brach die Übertragung der Telemetriedaten ab. Statt Jubel herrschte im Kontrollzentrum Schweigen und Ratlosigkeit, was genau passiert ist. Wie Arianespace mittlerweile mitteilte, wies die Zweitstufe 2 Minuten und 27 Sekunden nach dem Start – nur Sekunden nach deren Zündung – eine Fehlfunktion auf.

Nach dem Start und der nominalen Zündung der P120C, der ersten Stufe der Vega, wurde ein Unterdruck auf der Zefiro-40, der zweiten Stufe der Vega, festgestellt. Nach diesem Unterdruck haben wir die Abweichung der Flugbahn und sehr starke Anomalien beobachtet, so dass wir leider sagen müssen, dass die Mission fehlgeschlagen ist.

Stéphane Israël, CEO Arianespace

Mission VV22 ist Rückschlag für Europäische Raumfahrt

Dieser Fehlschlag ist ein herber Rückschlag für die Europäische Raumfahrt. Schließlich ist die Vega C eine der Säulen, mit der Europa einen unabhängigen Zugang zum Weltraum schaffen und halten will. Dies ist insofern relevant, als dass die Ariane 6 die andere Säule darstellt. Doch diese befindet sich noch immer in der Entwicklung und liegt mittlerweile mehrere Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan zurück.

Welche Hoffnungen und Erwartungen an die Vega C gestellt wurden, zeigt sich auch an den Startaufträgen. Erst am 29. November erteilte die Europäische Union Arianespace einen Auftrag über fünf Vega-C-Starts von Sentinel-Satelliten. Damit stehen insgesamt 13 Starts der Vega C in den Büchern, zusammen mit zwei weiteren Starts der ursprünglichen Vega.

Airbus Defence and Space verliert mit Pléiades Neo 5 und 6 zwei Satelliten

Nutzlasten in der Vega-Verkleidung verstaut; © ESA/CNES/Arianespace
Nutzlasten in der Vega-Verkleidung verstaut;
© ESA/CNES/Arianespace

Besonders bitter dürfte die gescheiterte Mission für Airbus Defence and Space sein. Denn die ersten beiden Pléiades Neo-Satelliten wurden 2021 von Arianespace an Bord von zwei separaten Vega-Trägerraketen gestartet. Dank der verbesserten Fähigkeiten der Vega C sollten die beiden letzten Satelliten der Konstellation nun gleichzeitig starten. Ein nicht unerhebliches Risiko, wie sich nun zeigte.

Flight VV22 sollte die 138. bzw. 139. Satelliten von Airbus Defence and Space in einen sonnensynchronen Orbit bringen. Sie wären die letzten einer Konstellation aus vier identischen Satelliten gewesen, die vollständig von Airbus finanziert, hergestellt, unterhalten und betrieben wird. Dadurch soll es möglich sein, jeden Punkt der Erde mehrmals am Tag mit einer Auflösung von 30 cm abzubilden. Täglich sollen fast 2 Millionen km2 erfasst werden, fünf Mal pro Jahr sogar die gesamte Landmasse der Erde. Die dadurch entstehenden Daten werden in eine Cloud-basierte Systemarchitektur eingespeist, um eine effiziente Auswertung zu ermöglichen.

Header Bild: ESA/CNES/Arianespace/Optique Video du CSG/S Martin
Verfasst von M. Weissflog
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